Unternehmensgründung in der Logistikbranche

Die Logistik boomt – nicht zuletzt aufgrund des weiterhin steigenden Onlinehandels. Grundsätzlich ist es deshalb keine abwegige Idee, hier sein Glück zu suchen. Allerdings gibt es in der Logistik verschiedene Optionen und noch mehr zu bedenken.

Auf den folgenden Zeilen findest du daher alle relevanten Informationen, mit denen du dich vor einer Gründung intensiv auseinandersetzen solltest. Denn: Nur weil die Logistik boomt, bedeutet das noch lange nicht, jedes Geschäftsmodell wäre automatisch ein Erfolgsgarant.

Logistik: Ein Begriff – mehrere Möglichkeiten

Einfach nur von „der“ Logistik zu sprechen ist ähnlich verallgemeinernd wie von „der Kfz-Branche“ zu reden, obwohl es dort zwischen Handel, mechanischen Werkstätten, Karosseriebetrieben und Aufbereitern teils himmelweite Unterschiede gibt. Im Klartext: Logistik ist nur ein Oberbegriff.

Aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht unterscheiden sich vier generelle Logistikbereiche:

  1. Beschaffungslogistik: Sie befasst sich mit dem Warenfluss der Rohmaterialien zu den Herstellern.
  2. Produktionslogistik: Hierbei dreht sich alles darum, Teile und Materialien innerhalb eines Herstellerbetriebs zu verwalten und zu bewegen.
  3. Vertriebslogistik: Sie fokussiert sich darauf, die Verteilung von fertigen Produkten zu den Händlern und teilweise Endkunden zu managen.
  4. Entsorgungs- oder Recyclinglogistik: Dabei geht es um den Rückfluss von Waren, Verpackungen und ähnlichen Elementen zwecks Wiederverwertung.

Das heißt, grundsätzlich solltest du dich für deine Unternehmensgründung bereits fragen, in welchem dieser vier Bereiche du Fuß fassen möchtest. Aber: Es wird nicht gerade einfacher. Denn innerhalb eines jeden Teilbereichs existieren drei unterschiedliche, aber ineinandergreifende Formen von Logistik, auf die wir jetzt genauer eingehen möchten.

Lagerlogistik

Bei dieser Logistik ist der Name Programm. Es geht also ausschließlich um ein physisches Lager, etwa eine Lagerhalle. Die Lagerlogistik befasst sich dabei mit allem, was zum Betrieb dieses Lagers nötig ist. Genauer: Aufbau und Verwaltung aller Elemente und Prozesse zwischen Warenein- und Warenausgang.

Ziel dieser Logistik ist es:

  1. Alle Rohstoffe und Produkte hinsichtlich etwaiger Notwendigkeiten ordnungsgemäß zu lagern.
  2. Die Waren zu katalogisieren, ggf. zu überprüfen und den jeweiligen Zielen der Lagerlogistik entsprechend einzulagern.
  3. Alles wie benötigt zu kommissionieren, zu verpacken und für den Transport vorzubereiten.

Mit diesen Zielen steht die Lagerlogistik in engem Kontakt mit den beiden anderen Logistik-Spielarten:

Transportlogistik

Diese Form der Logistik dürften wohl die meisten Außenstehenden vor dem geistigen Auge haben, wenn der Dachbegriff fällt. Es geht also darum, Güter jeglicher Art zwischen unterschiedlichen Orten zu bewegen.

Grob unterteilt sich das in den Transport zu Land, Wasser und in der Luft. Innerhalb dieser jeweiligen Bereiche existieren jedoch weitere Aufteilungen. Etwa der Last-Mile-Transport, der sich nur auf die (eher metaphorisch zu verstehende) „letzte Meile“ bis zum Endverbraucher fokussiert. Oder die Intralogistik, bei der es nur um den Gütertransport innerhalb eines Standortes geht. Weiter unterteilt sich beispielsweise der Landtransport in Straße und Schiene

Bei kaum einer anderen logistischen Spielart haben die beiden Faktoren Kosten und Timing eine so enorme Bedeutung wie hier. Es gibt zahlreiche Wege, Güter zu transportieren. Einige sind schnell, aber teuer. Andere sind langsamer, dafür weniger kostenintensiv.

Verpackungslogistik

Der Dritte im Bunde der Logistik ist diejenige Disziplin, die sich ausschließlich mit der Verpackung von Gütern befasst. Und zwar:

  1. Das Auswählen und Bereitstellen der für die jeweiligen Anforderungen tauglichen Verpackungsmaterialien, ferner Transporthilfsmaterialien wie etwa Paletten.
  2. Die durchführenden Prozesse des Verpackens bzw. Fertigmachens für den Weitertransport

Du merkst es vielleicht, hier zeigt sich besonders gut, wie eng die genannten Teilbereiche miteinander verwoben sind. Das Verpacken schließt sich unmittelbar an das Kommissionieren der Lagerlogistik an. Und wenn gepackt wurde, dann greift als nächstes die Transportlogistik, die mitunter ebenfalls wieder in ein Lager führt.

Selbstständig machen in der Logistik: Deine Optionen

Warum sollte sich jemand überhaupt in der Logistik selbstständig machen? Nun, als Antwort genügt vielleicht schon eine Zahl: 1,115 Billionen Euro. Das war das Marktvolumen der gesamten Logistik – nur in Europa, wohlgemerkt! Weltweit, so schätzen Experten, betrug die Summe im selben Jahr sogar zirka 6,5 Billionen Euro.

Um dir diese schwindelerregenden Zahlen einmal in Relation zu setzen: Für 2023 beträgt der Haushaltsplan der gesamten USA „gerade einmal“ 1,607 Billionen Dollar. Die Logistik ist eine der größten „Umsatzmaschinen“ der Welt. So gesehen kein Wunder, denn sie ist letzten Endes ein Schlüsselelement für jede andere Branche. Egal ob Abbau der Rohstoffe, das Verfügbarmachen der nötigen Energie oder eben die Auslieferung von allem: Ohne Logistik funktioniert in der wirtschaftlichen Welt einfach gar nichts.

Naturgemäß stellt sich dann jedoch eine Frage: Auf welche Weise kommst du an ein Unternehmen, um in dieser riesigen, präzise getimten Wirtschaftsmaschine mitzumachen? Erneut gibt es hierbei mehrere Optionen.

Die generelle Neugründung

Die Logistik mag zwar hochkomplex und in zahlreiche Teilbereiche und Untervarianten aufgesplittet sein. Allerdings handelt es sich dennoch stets um herkömmliche marktwirtschaftliche Unternehmungen. Ergo: Du kannst in diese Branche einsteigen, indem du dein eigenes Unternehmen bei Null aus der Taufe hebst.

Vorteile Nachteile
  • Du kannst ein Unternehmen ohne „Altlasten“ oder Kontrolle von außen genau nach deinen Vorstellungen aufbauen.
  • Du kannst ganz gezielt mögliche Marktnischen ansprechen.
  • Es ist möglich, klein anzufangen und Stück für Stück zu wachsen.
  • Die Gründung kann dort erfolgen, wo es für deine Belange ideal ist.
  • Du musst dir in einem womöglich konkurrenzstarken Metier erst einen Ruf aufbauen.
  • Du kannst auf keinerlei Hilfen hoffen, musst alles selbst erledigen.
  • Viele Finanziers sind derartigen Neugründungen gegenüber eher reserviert eingestellt.
  • Sämtliche Fachkräfte müssen neu beschafft und eingearbeitet werden.

Tatsächlich ist die generelle Neugründung deshalb aus diversen Gründen zwar gleichzeitig die variantenreichste und vielfältigste Herangehensweise. Aber sie ist ebenso die mit Abstand schwierigste Option. Das gilt gerade dann, wenn du noch keinerlei Erfahrungen in diesem Business hast; wenigstens nicht als Selbstständiger.

Die Unternehmensnachfolge aus Alters- und ähnlichen Gründen

Ein solches Marktvolumen wie das, was wir dir weiter oben genannt haben, kommt nicht von ungefähr, sondern weil es allein in Deutschland zigtausende bestehende Unternehmen gibt. Jahr für Jahr wechseln jedoch viele davon den Besitzer aus „menschlichen Gründen“, um es vorsichtig zu formulieren:

  • Der bisherige Besitzer möchte sich in den Ruhestand begeben, findet aber keinen nahestehenden Nachfolger.
  • Die Führungsriege oder etwaige Erben möchten den Betrieb nicht selbst weiterführen, sondern ihn veräußern und den Erlös aufteilen.
  • Der Besitzer hat aus anderen Gründen das Interesse verloren. Vielleicht, weil er sich mit einer anderen Geschäftsidee verwirklichen will oder er das Unternehmen aus steuerlichen oder regulatorischen Gründen nicht so weiterführen kann, wie er es gern würde.

Die Gründe mögen verschieden sein, im Kern geht es jedoch immer darum: Du übernimmst ein bestehendes, wirtschaftlich wenigstens halbwegs gesundes Logistikunternehmen.

Vorteile Nachteile
  • Es handelt sich um ein voll funktionsfähiges Unternehmen. Die einnahmenschwache Aufbauphase entfällt daher komplett.
  • Die Firma hat bereits einen Ruf in der Branche und höchstwahrscheinlich einen guten Kundenstamm.
  • Es gibt bereits ein Team teilweise langjährig erfahrener Fachkräfte, von denen naturgemäß viele gern im Unternehmen bleiben würden.
  • Da es sich um einen gesunden Betrieb handelt, sind die Kosten meist entsprechend hoch – und die Finanzierung wird seit einigen Jahren schwieriger.
  • Falls der Betrieb nicht gänzlich in deinem Sinn arbeitet, sind Änderungen nur mit gewissen Schwierigkeiten und mitunter gegen den Willen der Belegschaft durchzusetzen.
  • Teilweise werden Kunden die Übernahme als Gelegenheit sehen, neue Konditionen auszuhandeln – höchstwahrscheinlich nicht zu deinem Vorteil.
  • Wie bei allen Bestandsbetrieben so bist du hier ebenfalls an den originären Standort gebunden – egal wie gut oder schlecht er jetzt oder in Zukunft geeignet ist.

Wirtschaftlich mag dies eine interessante Lösung sein. Du bekommst schließlich ein Unternehmen, das weder Aufbau noch grundlegende Änderungen benötigt. Du hast daher genügend Zeit, dich einzuarbeiten, bevor du größere Entscheidungen fällst.

Auf menschlicher Ebene ist diese Form der Unternehmensnachfolge jedoch erfahrungsgemäß immer etwas schwierig. Denn du trittst als Neubesitzer die Nachfolge eines womöglich gutgelittenen Vorgängers an. Und das überdies in einem eingeschworenen Team.

Egal, wie fähig du bist und wie gut deine Entscheidungen sind, es wird deshalb immer eine Herausforderung sein. Du magst zwar auf dem Papier der neue Eigentümer sein, bis du es jedoch ebenso „physisch“ bist, kann mitunter etwas Zeit vergehen. Plus: In manchen Fällen wird sich der frühere Besitzer aus emotionalen Gründen immer wieder einmischen. Er mag zwar nicht mehr der Chef sein, fühlt sich aber dennoch „seinem“ Unternehmen stark verbunden.

Die Unternehmensnachfolge aus wirtschaftlichen Gründen

In der Logistik ist sehr viel Geld zu machen. Allerdings führte diese Tatsache nicht nur in der Transportlogistik zu teils sehr scharfen Konkurrenz- und Bieterkämpfen. Aktuell mögen beispielsweise die Kraftstoffkosten wieder etwas zurückgegangen sein. 2022 allerdings brachten sie viele Betriebe in schwere Bedrängnis – und teilweise darüber hinaus.

Heißt, es gibt ständig aus allen logistischen Sparten Unternehmen, die deshalb einen Nachfolger suchen, weil es ihnen wirtschaftlich nicht sonderlich gut geht – wobei die Gründe dafür ebenfalls vielfältig sind. Beispielsweise kann die Lage schlicht deshalb nicht gut sein, weil der bisherige Besitzer nicht sauber wirtschaftete und/oder nicht mit der Zeit gehen wollte.

Vorteile Nachteile
  • Es handelt sich ebenfalls um ein voll funktionsfähiges Unternehmen.
  • Es gibt bereits ein Team teilweise langjährig erfahrener Fachkräfte.
  • Aufgrund der wirtschaftlichen Lage hast du die Chance, die Firma zu einem vergleichsweise niedrigen Preis zu bekommen.
  • Ebenfalls aufgrund der Lage kann es für dich leichter sein, den Betrieb nach deinen Vorstellungen umzugestalten.
  • Zum Übernahmezeitpunkt arbeitet das Unternehmen nicht wirtschaftlich. Du musst also schnell handeln.
  • Je nach Lage hat der Ruf bereits gelitten und haben sich Kunden abgewandt.
  • Mitunter kann es sehr schwierig sein, Strukturen aufzubrechen, die überhaupt für die schlechte Lage verantwortlich waren.

Ein wirtschaftlich angeschlagenes Logistikunternehmen zu übernehmen, gilt aus verschiedenen Gründen als besonders schwierige Option; je nach Gegebenheiten noch schwieriger als eine Neugründung. Denn wo du bei dieser sozusagen „bei Null“ beginnen kannst, ist es hier nicht nur sprichwörtlich erforderlich, diesen Betrieb aus dem Minus herauszuführen.

Zudem ist es nötig, ein solches Unternehmen im Vorfeld besonders stark zu durchleuchten. Denn mitunter ist die Lage so dramatisch, dass es aus wirtschaftlicher Sicht besser wäre, diesen Betrieb abzuwickeln und einen neuen aufzubauen – naturgemäß basierend auf der bestehenden Infrastruktur.

Die Logistikbranche: Heutige Chancen und Risiken

Du hast auf den vorangegangenen Zeilen bereits kurz lesen können, wie sehr die Logistik erfolgreich ist, aber ebenso, wie stark die Konkurrenzkämpfe hier sein können. Allerdings existiert noch deutlich mehr, was diese Branche heute in positiver und negativer Hinsicht bestimmt

Heutige Chancen

  • Der Bedarf an Logistik ist nach wie vor gigantisch. Sei es, weil der E-Commerce immer weiterwächst oder weil trotz aller Erschwernisse durch Pandemie und Ukraine-Krieg kein Ende der bisherigen Globalisierung absehbar ist.
  • Nicht zuletzt in der Transportlogistik haben viele Betriebe angesichts der verschiedenen Änderungen und Herausforderungen unserer Zeit Nachholbedarf. Deine Chance, mit vorwärtsgewandtem Denken Konkurrenten auszustechen.
  • Die Branche steht durch technische Entwicklungen derzeit an einer Schwelle, die viele Schwierigkeiten der allerjüngsten Vergangenheit auf einen Schlag bereinigen kann.
  • Durch die Vielfalt der Logistik, bei der gleichsam jedoch fast alle Bereiche miteinander verzahnt sind, ist es äußerst einfach, im weiteren Verlauf verschiedene Felder zu besetzen.

Heutige Risiken

  • Gerade im E-Commerce tendieren die „Giganten“ aktuell dazu, immer mehr logistische Prozesse in Eigenregie zu absolvieren, statt damit Subunternehmer zu beauftragen. Amazon etwa ist dabei derzeit sehr stark involviert.
  • Noch sind diejenigen Techniken, die aktuelle Herausforderungen wie die Energiekosten und den Personalmangel beheben können, entweder sehr teuer (etwa Lagerrobotik) oder noch nicht umfassend einsetzbar (beispielsweise elektrische Langstrecken-LKW).
  • Es ist aktuell völlig unklar, wie die weltwirtschaftliche Ausnahmelage weitergeht. Die Pandemie ist zwar weitgehend abgeflaut, jedoch ist der Ukraine-Krieg für unabsehbare Zeit ein großes Problem. Nicht zuletzt könnten die Bankenpleiten der jüngsten Vergangenheit noch große Kreise ziehen.

Die Logistikbranche: Künftige Chancen und Risiken

Die gesamte Logistikbranche befindet sich derzeit inmitten eines Umbruchs und verschiedener Unsicherheiten, die vielfach jedoch weit über die Branche hinausgehen, da sie andere Ursachen haben. Die Zukunft ist daher aus unterschiedlichen Gründen etwas schwieriger vorherzusehen. Mit einiger Sicherheit dürftest du es jedoch in den kommenden Jahren mit den folgenden Chancen und Risiken zu tun bekommen.

Künftige Chancen

  • Automatisierung wird in den kommenden Jahren im ganz großen Stil Einzug in die Logistik halten. Zudem wird sie leistungsfähiger und viel günstiger sein als es heute der Fall ist. Insbesondere die heute so drängende Personalfrage wird sich dadurch beträchtlich abmildern. Gleichsam verursacht die Automatisierung deutlich geringere Betriebskosten und ermöglicht durch die hohe Verfügbarkeit eine wesentlich größere Planungssicherheit als bei menschlichen Akteuren.
  • Wenigstens innerhalb der EU dürften sich die Lebensstandards einander annähern. Dadurch dürfte speziell das krasse Kostengefälle in der Transportlogistik abgeschwächt werden – es ist heute dafür verantwortlich, dass Speditionen aus „günstigeren“ EU-Ländern trotz aller Gesetze verschiedene Wettbewerbsvorteile haben.
  • Mit steigender Elektrifizierung und der Nutzung nachhaltiger Energien werden sich die energiebezogenen Betriebskosten deutlich reduzieren lassen. Gerade im bislang „teuren“ Deutschland könnte das einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
  • Aufgrund technischer Entwicklungen werden sich wahrscheinlich neue Möglichkeiten innerhalb der bestehenden Felder der Logistik auftun. Denken wir etwa an die Lieferung via Drohne – egal ob auf der Straße oder in der Luft.
  • Immer mehr Mitglieder der geburtenstarken Jahrgänge der sogenannten Baby Boomer verabschieden sich aus dem Arbeitsleben. Das wird höchstwahrscheinlich viele bestehende Unternehmen auf den Markt spülen – was dir unter anderem recht günstige Wachstumschancen ermöglichen könnte.

Künftige Risiken

  • Irgendwann in naher bis mittelfristiger Zukunft wird der Punkt erreicht sein, an dem das logistische Wachstum bezüglich des E-Commerce ein Ende finden wird. Dann wird es schlicht keine Dinge mehr geben, für die es noch keine digitale Einkaufsmöglichkeit gibt.
  • Der derzeitige Trend zum Anmieten von Produkten und Dienstleistungen wird sich wahrscheinlich noch verstärken. Siehe etwa das Beispiel mit Medien (beispielsweise Filme und Musik) auf physischen Datenträgern versus den heutigen Trend zum Streamen. In verschiedenen Branchen dürfte deshalb der Bedarf nach klassischer Logistik zurückgehen.
  • Logistiker müssen sich immer tiefer mit den Kunden und deren Lieferketten vernetzen. Damit einher geht nicht nur ein Zwang dazu, sich viel stärker zu technisieren, sondern es könnte ebenso viel Eigenständigkeit verlorengehen.
  • Durch die steigende Bedeutung von Logistik-Marktplätzen sowohl im B2B- als auch B2C-Bereich wird sich die Konkurrenzsituation zwischen Logistikbetrieben wahrscheinlich, insgesamt betrachtet, eher noch verschärfen statt abmildern.
  • Die schon aktuell sehr umfassenden Regularien seitens der Regierenden werden sicherlich nicht geringer werden – ganz im Gegenteil. Welche Gesetze noch kommen, steht naturgemäß in den Sternen. Allerdings zeigen beispielsweise die derzeitigen Regularien, die in vielen Bundesländern Unternehmen bei Neubau und Sanierung ihrer Gebäude dazu zwingen, Photovoltaik zu installieren, wohin die Reise gehen könnte. Diese Regeln müssen sich nicht nur auf das Thema Nachhaltigkeit erstrecken. Da die Logistik jedoch einen bedeutenden Anteil am Energieverbrauch hat und behalten wird, dürfte sie stets im Fokus der Politik bleiben.

Selbstständigkeit in der Logistik: Was du mitbringen solltest

Wenn du dich nur ansatzweise mit dem Thema Selbstständigkeit befasst hast, dann wirst du eines festgestellt haben: Entscheidend ist nicht nur, ob dir eine bestimmte Branche aus persönlichen Gründen mehr oder weniger stark zu sagt. Es kommt vielmehr zu einem erheblichen Teil darauf an, ob du verschiedene Eigenschaften mitbringst, die in einer bestimmten Branche durch deren generelle Natur vorhanden sein sollten.

Stellt sich natürlich die Frage: Was solltest du mitbringen, um ein erfolgreicher Gründer in der Logistikbranche sein zu können?

  1. Durchsetzungsfähigkeit: Die Konkurrenz in der Logistik wird wohl niemals ein Ende finden. Du musst daher fähig und willens sein, immer wieder „Kämpfe“ mit deinen Konkurrenten auszutragen. Doch genau deshalb benötigst du ebenso:
  2. Augenmaß: Viele Logistiker ruinieren sich durch Preisdumping. Ein guter CEO in diesem Metier weiß hingegen, welche Kämpfe er annimmt und wo er es besser seinen Konkurrenten überlässt, sich gegenseitig zu unterbieten, bis rechnerisch keine Gewinne mehr verbleiben können.
  3. Stressresistenz: Sie ist zwar Grundvoraussetzung für wirklich jede Form von Selbstständigkeit. Durch die komplexen und engen Taktungen in der Logistik geht es hier jedoch besonders hektisch und stressig zu. Das muss dir klar sein. Der Chefsessel in einem Logistikbetrieb ist niemals ein Ort zum Verschnaufen und „einfach mal laufen lassen“.
  4. Wandlungsfähigkeit und Entscheidungsfreude: Nicht nur aufgrund der derzeitigen Umbrüche ist die Logistik ein Hort steter Veränderungen – und zwar in schneller Abfolge. Du darfst deshalb niemals darauf aus sein, einen Kurs für längere Zeit steuern zu können. Das gilt sowohl für die Zusammenarbeit mit deinen Kunden als auch deine betrieblichen Prozesse. Plus: Du musst die Fähigkeit besitzen, dich teilweise extrem kurzfristig entscheiden zu können. Oft ist es nicht einmal möglich, die berühmte Nacht über verschiedene Optionen schlafen zu können.

Zusammengefasst

Es gibt definitiv Branchen, in denen es weniger konkurrenzkämpferisch zugeht als in weiten Teilen der Logistik. Ebenso sind viele andere Wirtschaftszweige längst nicht von einem so dramatischen Fachkräftemangel betroffen. Allerdings sollte dich das keinesfalls abschrecken – erst recht nicht vor dem Hintergrund der bereits angelaufenen, massiven Digitalisierung der Logistik.

Ja, diese Branche ist vergleichsweise hart und streckenweise regelrecht erbarmungslos. Allerdings gibt es hier, ähnlich wie in jeder anderen Branche, Charaktere, die nicht nur als Unternehmer bestehen, sondern angesichts der Anforderungen in jeder Hinsicht wachsen können. Wenn du den nötigen Biss mitbringst, solltest du es definitiv versuchen. Denn weniger bedeutsam wird die Logistik künftig ganz sicher nicht werden.

 

Foto von Adrian Sulyok auf Unsplash