Social Franchise: Gemeinwohl statt Kommerz
Nutze die Techniken des kommerziellen Franchising für soziale Projekte!

Die meisten Franchise-Systeme haben das Erzielen eines Gewinns als Hauptziel. Daher steht der Kommerz im Vordergrund. Demgegenüber geht es beim sogenannten Social Franchise in erster Linie um das Gemeinwohl, auch wenn die Gewinnerzielungsabsicht nicht verboten ist. Social Franchise wird immer beliebter, worauf wir im folgenden Beitrag u.a. eingehen werden. Du erfährst, wie Social Franchise definiert wird und worin der Unterschied zum kommerziellen Franchising besteht. Darüber hinaus erläutern wir, welche Bedeutung ihm im sozialen Sektor beizumessen ist, worin die Chancen sowie Herausforderungen bestehen und wir nennen die Vorteile von Social Franchise.
Social Franchise geht auf spezifische soziale Bedürfnisse ein

Was ist Social Franchise?

Social Franchise wird mitunter als Sozialunternehmertum bezeichnet. Bei Social Franchising handelt es sich um ein System, dass die Umsetzung sozialer Vorhaben auf einer breiten Ebene ermöglicht. Der Fokus liegt dabei nicht auf dem Kommerz und Erzielen von Gewinnen, sondern auf dem Gemeinwohl, zum Beispiel in Form von:

  • Gleichberechtigung
  • Aufklärung
  • Integration

Ein Social Franchise System entsteht dadurch, dass ein erfolgreiches Projekt (weiteren) Sozialträgern zur Verfügung gestellt wird. Deshalb sind auch die Franchisenehmer, die Teil des Franchise-Systems werden oder es bereits sind, auf soziale Ziele hin ausgerichtet. Franchisegeber sind im Rahmen des Social Franchising häufig Stiftungen oder gemeinnützige Vereine.

Durch die Replikation erfolgreicher Projekte wird sichergestellt, dass die bewährten Ansätze und Methoden auf breiter Ebene implementiert werden, wodurch der soziale Nutzen maximiert wird. Es handelt sich um gemeinnütziges Franchising, bei dem insbesondere soziale Innovation im Vordergrund steht. Der Franchisegeber setzt sein Geschäftsmodell über das System multipliziert an weiteren Standorten in die Tat um.

Unterschiede zwischen Social Franchise und kommerziellem Franchising

Der Unterschied in den Zielgruppen und Zielen führt dazu, dass Social Franchise-Systeme auf spezifische soziale Bedürfnisse eingehen, die im kommerziellen Franchising nicht berücksichtigt werden können. Dadurch unterscheiden sich beide Modelle in wichtigen Punkten.

Gemeinsamkeiten beider Modelle

Zunächst gibt es einige Gemeinsamkeiten zwischen sozialem und kommerziellem Franchising, dazu gehören insbesondere:

  • Markenname
  • Franchise-Handbuch
  • Franchisevertrag
  • Standardisierte Schulungen und Weiterbildungen

Anderseits bestehen verschiedene Unterschiede zwischen Social Franchise und kommerziellem Franchising. Einige davon möchten wir im Folgenden aufführen und kurz erläutern.

Unterschiede in Gebühren und Zielgruppen

  • Franchisegebühr: Häufig verzichtet der Franchisegeber auf die Erhebung von Franchisegebühren, wie sie im kommerziellen Franchising üblich sind. Solche Gebühren fallen beim Social Franchise meist sehr niedrig aus oder gar nicht an, da seitens der Franchisenehmer keine hohen Erträge zu erwarten sind.
  • Definierte Zielgruppen: Ein weiterer Unterschied zwischen Social Franchise und dem kommerziellen Franchising sind die Zielgruppen. Mit Social Franchise wird in der Regel eine eng umrissene Zielgruppe angesprochen, wie zum Beispiel ältere Menschen in der häuslichen Betreuung. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Zielgruppe klein sein muss.

Unterschiedliche Ziele und Risikoverteilung

  • Unterschiedliche Ziele: Besonders groß sind die Differenzen zwischen Social Franchise und dem kommerziellen Franchising, wenn es um die Zielsetzungen geht. Die sogenannten No-Profit-Organisationen streben nicht die Maximierung ihres Gewinns, sondern stattdessen den sozialen Nutzen an.
  • Übertragung des Investitionsrisikos: Während es beim kommerziellen Franchising üblich ist, das Investitionsrisiko zu einem größeren Teil auf die Franchisenehmer zu verlagern, funktioniert das beim Social Franchise normalerweise nicht. Für den Franchisenehmer ist das durchaus ein Vorteil, kann sich aber auch zum Nachteil für das System als Ganzes auswirken. Darauf gehen wir bei den Herausforderungen noch näher ein.

Finanzierung durch staatliche Mittel

  • Staatliche Fördergelder und Subventionen: Bei Social Franchise werden entstehende Kosten normalerweise nicht durch Kunden gedeckt. Stattdessen springen vielfach staatliche Institutionen ein. Aus diesem Grund muss sich der Franchisegeber frühzeitig mit der Beantragung von Fördergeldern, Subventionen etc. befassen.

Der Verzicht auf Franchisegebühren im Social Franchising hat erhebliche Auswirkungen auf die finanzielle Struktur und den operativen Betrieb der Beteiligten. Während im kommerziellem Franchising die erhobenen Franchisegebühren oft eine wichtige Einnahmequelle für Franchisegeber darstellen, sorgt der Verzicht auf solche Gebühren im Social Franchising für eine stärkere Ausrichtung auf soziale Ziele und reduziert die finanziellen Hürden für Franchisenehmer, was eine breitere Beteiligung an sozialen Projekten ermöglicht.

Die Rolle von Social Franchise im sozialen Sektor

Im sozialen Sektor gewinnt Social Franchise zunehmend an Relevanz. Ein Hauptgrund besteht darin, dass sich der sogenannte Social Impact mit einem Standard multiplizieren lässt. Durch das schnelle Wachstum vieler Franchise-Systeme auch im Bereich des Social Franchising werden zum Beispiel soziale Projekte schnell und ohne Qualitätsverlust umgesetzt. Auf diese Weise trägt das Social Franchise dazu bei, die soziale Versorgung zu verbessern.

Sozialunternehmen erhalten durch Social Franchise eine hervorragende Möglichkeit, ihre Reichweite zu erweitern. Damit können bereits erfolgreiche Initiativen schnell und effizient skaliert werden. Diese Form der Expansion hilft, lokale Bedürfnisse gezielt zu befriedigen, womit gesellschaftliche Projekte positiv beeinflusst werden.

Social Franchising: Chancen und Herausforderungen

Social Franchising beinhaltet vielfältige Chancen und Herausforderungen für die Beteiligten.

Wichtigste Chancen von Social Franchise

  • Know-how-Transfer: Konsequente Übertragung von Know-how und Erfahrungen aus Projekten auf Partner zur Umsetzung an neuen Standorten.
  • Effiziente Replizierung: Schnelle und effektive Verbreitung bereits bewährter Projekten durch die Multiplikation eines standardisierten Modells.
  • Kontinuierliche Weiterentwicklung: Ständige Anpassung und Verbesserung der Konzepte durch systematische Sammlung von Ideen und Feedback.
  • Netzwerksynergien: Gemeinsame Nutzung der Ressourcen und Erfahrungen bietet den Netzwerk-Partnern vielfältige Synergien und Kostenvorteile.
  • Erleichterte Akquisition ehrenamtlicher Mitarbeiter: Einfache Akquisition und Bindung ehrenamtlicher Helfer dank der sozialen Ausrichtung.

Zu bewältigende Herausforderungen im Social Franchising

  • Verwässerung der Ziele: Soziale Ziele und Werte können Skalierungsdruck, Standardisierung, Qualitätsverlust und finanzielle Prioritäten verloren gehen.
  • Konkurrenz um begrenzte Ressourcen: Intensiver Wettbewerb um Spenden und Fördermittel mit anderen sozialen Organisationen und Initiativen.
  • Motivationsprobleme: Geringes Investitionsrisiko kann zu nachlassender Motivation der Franchisenehmer und negativen Folgen für das System führen.
  • Risiko eines Imageverlustes: Ein gescheiterter Standort oder unmotivierter Partner kann das Ansehen des gesamten Franchisesystems beeinträchtigen.

Die aufgelisteten Herausforderungen können ernsthafte Risiken darstellen, die eine sorgfältige Planung und effektives Management erfordern, um den langfristigen Erfolg eines Social Franchise Projektes zu sichern. So kann beispielsweise das Risiko einer Verwässerung der sozialen Werte und Ziele im Rahmen der Expansion durch strikte Qualitätskontrollen und regelmäßige Evaluierungen verringert werden.

Vorteile und Nutzen des Social Franchising

Social Franchise bietet vielfältige Vorteile, aus dem die Beteiligten unterschiedlichen Nutzen ziehen können:

Nutzen für Franchisegeber und Franchisenehmer

  • Geringes Eigenkapital: Keine bis geringe eigene Investitionskosten in erleichtern es neuen Franchise-Partnern, sich einem No-Profit-Project anzuschließen.
  • Schnelle Expansion: Raschere Verbreitung sozialer Projekte durch die Nutzung von bereits erprobten Modellen sowie von Netzwerk- und Synergieeffekten.
  • Reduziertes Risiko: Geringere Auswirkungen einzelner Misserfolge auf das gesamte System, da sich das wirtschaftliche Risiko auf mehrere Standorte verteilt.
  • Geringere Kosten: Dauerhafte Synergien und Kosteneinsparungen (u.a. für Entwicklung und Werbung) durch Multiplikation eines bereits erprobten Modells.
  • Lokale Präsenz: Lokale Verankerung und Vernetzung der Partner verbessern die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit der Angebote in den verschiedenen Regionen.

Für Gründungsinteressierte sorgt die Minderung des finanziellen Risikos durch den Wegfall hoher Franchisegebühren und das bereits vorhandene Know-how der Franchisegeber eine niedrigere Einstiegshürde und bessere Chancen für den langfristigen Erfolg. Darüber hinaus bietet Social Franchise ihnen die aus dem kommerziellen Franchising bekannten Vorteile wie den Zugang zu einem erprobten Modell und bewährten Prozesse. Auch diese Aspekte können den Einstieg in das Unternehmertum deutlich erleichtern und die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen.

Nutzen für Zielgruppen und Gesellschaft

  • Erweiterte Reichweite: Mehr Zielpersonen profitieren aufgrund der besseren räumlichen Abdeckung von dort bisher nicht verfügbaren sozialen Projekten.
  • Stärkung der lokalen Gemeinschaften: Lokale Partner tragen aktiv zur Verbesserung ihrer Gemeinden bei und adressieren spezifische Bedürfnisse vor Ort.
  • Förderung von Engagement: Zusätzliche Standorte ermöglichen es engagierten Einzelpersonen und Gruppen, sich effektiv in soziale Projekten einzubringen.

Beispiele erfolgreicher Social Franchise-Initiativen

Es gibt heutzutage eine Reihe von Beispielen erfolgreicher Social Franchise Initiativen, einer der bekanntesten Vertreter ist Wellcome. Es handelt sich um ein gemeinnütziges Projekt, das Familien im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes direkt unterstützt. Mittlerweile ist Wellcome in 15 Bundesländern vertreten.

Ein ebenfalls erfolgreiches Social Franchise ist Youth-to-Youth. Diese gemeinnützige Initiative hat sich die Unterstützung von Jugendlichen und die Verbesserung ihrer Lebensqualität zur Aufgabe gemacht. Hierbei wird ein bewährtes Mentoring-Modell entwickelt, um positive soziale Veränderungen zu fördern.

Weitere Beispiele für erfolgreiche Social Franchise Initiativen sind:

  • CAP-Märkte leisten durch ihre niedrigen Preise eine unmittelbare Hilfe für einkommensschwache Haushalte und auf diese Weise einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung.
  • MUNTERwegs trägt durch seine umfassende Beratung und Unterstützung für Menschen mit psychischen Erkrankungen aktiv zur Verbesserung der psychischen Gesundheit bei.

Fazit

Social Franchising gewinnt zunehmend an Bedeutung im sozialen Sektor, da es eine effektive Methode bietet, um bewährte soziale Projekte zu multiplizieren und auf verschiedenen Standorten umzusetzen. Diese Strategie ermöglicht es, lokale Bedürfnisse effizient zu adressieren und gleichzeitig Versorgungslücken zu schließen, die oft von staatlichen Institutionen nicht ausreichend abgedeckt werden.

Durch die rasche Skalierung erfolgreicher Modelle leistet Social Franchise einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der sozialen Infrastruktur und zur Lebensqualität vieler Menschen. Angesichts der wachsenden Herausforderungen im Sozialbereich, wie etwa der Überlastung von Pflegeeinrichtungen, wird die Rolle des Social Franchising weiter an Bedeutung gewinnen und zur nachhaltigen Lösung sozialer Probleme beitragen.