Mikrokredit: Gründungs- und Wachstumsfinanzierung für KMUs

Möchtest du ein neues Unternehmen gründen oder mit deinem Unternehmen wachsen? Dann bietet sich unter Umständen ein sogenannter Mikrokredit an. Im Zuge des Mikrokreditfonds Deutschland wird auch hierzulande ein solches Angebot unterbreitet, welches insbesondere kleinere und mittelgroße Unternehmen häufig nutzen.

In unserem Beitrag erfährst du, worum es sich bei einem Mikrokredit handelt und was die Geschichte dieser Finanzierungsvariante ist. Ferner gehen wir darauf ein, wie du einen Mikrokredit erhältst sowie darauf, wer und was gefördert wird. Darüber hinaus erfährst du, zu welchen Konditionen du einen Mikrokredit erhalten kannst, wie die Antragstellung abläuft, was der Mikrokreditfonds Deutschland ist und worin die Vorteile dieser Finanzierungsvariante bestehen.

Was ist ein Mikrokredit: Mikrokredite auf einen Blick

Wie du anhand des Namens bereits vermuten kannst, handelt es sich bei einem Mikrokredit um ein Darlehen, welches sich durch eine vergleichsweise geringe Kreditsumme auszeichnet.

Andere Bezeichnungen für den Mikrokredit sind manchmal ebenfalls Minikredit oder Kleinstkredit. Solche Mikrofinanzierungen gibt es sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich.

Bei Privatkunden werden Darlehen als Mikrokredite bezeichnet, die von speziellen Finanzdienstleistern Privatkunden vergeben werden, allerdings selten mit einer Kreditsumme von mehr als 1.000 Euro ausgestattet sind. Davon zu unterscheiden sind die Mikrokredite im gewerblichen Bereich, bei denen es um die Gründungs- oder Wachstumsfinanzierung kleinerer Unternehmen geht.

In Deutschland ist in erster Linie der Mikrokreditfonds Deutschland für die Vergabe bzw. Organisationen zuständig, worauf wir im weiteren Verlauf unseres Beitrages noch näher eingehen werden.

Die Vergabe der Mikrokredite findet von sogenannten Mikrofinanzinstituten statt, die sich auf diese Finanzierungsform spezialisiert haben. In dem Zusammenhang arbeiten die Institute in der Regel auch mit „gewöhnlichen“ Banken zusammen, was jedoch von Region zu Region unterschiedlich sein kann.

 

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Mikrokredite: Geschichte und Ursprung

Ursprünglich stammen Mikrokredite aus dem Bereich der Entwicklungspolitik und in dem Zusammenhang aus der Entwicklungshilfe. Das Konzept gibt es schon seit über 100 Jahren, denn zur damaligen Zeit wurden durch Mikrokredite kleinste Unternehmen in Entwicklungsländern bei ihrer Gründung oder innerhalb der Wachstumsphase unterstützt.

Ferner wurde das Modell der Mikrokredite hierzulande bereits vor mehr als 150 Jahren entwickelt, nämlich auf der Grundlage des noch heute gängigen Genossenschaftsmodells der Raiffeisenbanken.

Eine Renaissance erlebten die Mikrokredite in Europa allerdings erst zu Beginn der 90er-Jahre. Zu diesem Zeitpunkt waren es in erster Linie Existenzgründer, die zuvor arbeitslos gewesen sind, welche durch Mikrokredite eine Finanzierungslücke schließen konnten.

Hierzulande sind Mikrokredite vor allen Dingen seit dem Jahre 2010 organisiert. Zu diesem Zeitpunkt beauftragte die Bundesregierung einerseits die GLS Gemeinschaftsbank und zum anderen den Mikrokreditfonds Deutschlands damit, sich um die Vergabe dieser speziellen Kredite zu kümmern.

Seit 2015 ist die GRENKE BANK AG dafür verantwortlich, den Aufbau des Mikrokreditfonds zu übernehmen und zu organisieren.

Wie erhalte ich einen Mikrokredit?

Wenn du dich für einen Mikrokredit interessierst, musst du im ersten Schritt eine Anfrage an ein Mikrofinanzinstitut stellen, für welches du dich frei entscheiden kannst. Sämtliche, zugelassene Mikrofinanzinstitute hierzulande sind Vertragspartner des Mikrokreditfonds Deutschland, auf den wir im weiteren Verlauf unseres Beitrages noch näher eingehen werden.

Nach der Beantragung wird im zweiten Schritt dein Antrag geprüft, wobei es insbesondere darum geht, die wirtschaftliche Tragfähigkeit deines Unternehmens zu bewerten.

Fällt das Ergebnis der Prüfung zu deinen Gunsten aus, ist der weitere Verlauf in aller Regel so, dass das von dir gewählte Mikrofinanzinstitut der darlehensgebende Bank eine positive Empfehlung ausspricht. Zu diesem Zweck werden deine Daten an die kreditgebende Bank übermittelt.

Schlussendlich muss also die entsprechende Bank in letzter Instanz die Kreditentscheidung treffen. Hier findet ein Bankgespräch statt. Sollte auch deren Entscheidung positiv auffallen, wird der Darlehensvertrag an das von dir ausgewählte Mikrofinanzinstitut gesendet, den du dann lediglich noch als Kreditnehmer unterschreiben musst.

Zuvor hast du zudem die Pflicht, dich gegenüber dem Mikrofinanzinstitut und der Bank im Rahmen des PostIdent-Verfahrens zu legitimieren. Der letzte Schritt besteht darin, dass der Mikrokredit durch Überweisung auf dein Girokonto ausgezahlt wird.

Zusammengefasst sind es die folgenden Schritte, in die sich die Beantragung eines Mikrokredites gliedert:

Mikrokredit Beantragung in 7 Schritten

  1. Anfrage an ein von dir gewähltes Mikrofinanzinstitut stellen
  2. Prüfung und Bewertung durch das Mikrofinanzinstitut
  3. Empfehlung an kreditgebende Bank (bei positiver Prüfung)
  4. Kreditentscheidung durch die darlehensgebende Bank
  5. Weiterleitung des Kreditvertrages an das Mikrofinanzinstitut
  6. Unterschrift der Darlehensverträge durch Kreditnehmer
  7. Überweisung der Kreditsumme auf dein Girokonto
Nach der Auszahlung musst du den Kredit natürlich zurückzahlen, was im Normalfall in monatlichen Raten geschieht. Oft gibt es jedoch die Möglichkeit, die Tilgung in der ersten Zeit auszusetzen, beispielsweise während der ersten sechs Monate nach Auszahlung des Mikrokredites.

Wer erhält einen Mikrokredit: Wer und was wird gefördert?

Wenn wir bei Selbstständigen, Freiberuflern und Gewerbetreibenden mit einem Unternehmen hierzulande von einem Mikrokredit sprechen, dann handelt es sich dabei in den weitaus meisten Fällen um das Förderangebot „Mein Mikrokredit“, welches durch den Mikrokreditfonds Deutschland organisiert wird.

Wichtig
Zielgruppe für die Mikrokredite sind in erster Linie kleine und junge Unternehmen, die vielen Fällen von den Banken (noch) keine ausreichenden Finanzierungen erhalten.

Allerdings gibt es keine Personengruppen, die grundsätzlich von den Mikrokrediten ausgeschlossen werden. Besondere Berücksichtigung bei der Darlehensvergabe sollen allerdings solche Unternehmen erfahren, die entweder bereits ausbilden oder zukünftig ausbilden wollen.

Bezüglich der Branchen gibt es keinerlei Begrenzungen, lediglich die Tragfähigkeit des Unternehmens in wirtschaftlicher Hinsicht muss dargelegt werden können. Aus dem Grund sind es meistens die folgenden Firmen, denen Mikrokredite genehmigt werden:

  • Kleinunternehmen
  • Kleinstunternehmen
  • Junge Unternehmen
  • Unternehmen, die von Personen mit Migrationshintergrund geführt werden
Neben den Unternehmen, für die Mikrokredite in erster Linie infrage kommen, geht es auch darum, was eigentlich durch Mikrofinanzierungen im Detail gefördert werden soll.

Die entsprechenden Vorhaben werden in aller Regel durch die Bezeichnung Gründungs- und Wachstumsfinanzierung zusammengefasst. So sollen beispielsweise durch Mikrokredite Gründungen von kleinen oder mittleren gewerblichen Unternehmens gefördert werden, die sogenannten KMU.

Gleiches gilt für Gründer eines freiberuflichen Unternehmens oder auch solche Firmen, die erst wenige Jahre am Markt sind. Hier greift insbesondere die Wachstumsfinanzierung, die sich ebenfalls in erster Linie an KMUs aus der gewerblichen Wirtschaft sowie an Freiberufler richtet.

Gefördert wird durch die Mikrokredite also oft zum einen die Gründung und zum anderen das Wachstum, welche zum Beispiel durch Investitionen erreicht werden soll.

Welche Konditionen beinhalten Mikrokredite?

Im Zusammenhang mit Mikrokrediten sind einige Konditionen zu beachten, wie zum Beispiel die mögliche Darlehenssumme, der zu zahlende Zinssatz und weitere Vereinbarungen, die zum Beispiel die Rückzahlung betreffen.

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass Mikrokredite ausschließlich für unternehmerische Zwecke in Anspruch genommen werden dürfen. Der maximale Darlehensbetrag beläuft sich für gewöhnlich auf bis zu 25.000 Euro, wenn es zum Beispiel um das Programm „Mein Minikredit“ des Mikrokreditfonds Deutschlands geht.

Die maximal 25.000 Euro müssen allerdings nicht zwangsläufig in einer Summe vergeben werden, sondern es kann ebenso alternativ Teilauszahlungen geben. Diese dürfen allerdings wiederum in der Summe die genannten 25.000 Euro nicht überschreiten.

Ebenfalls zu den Konditionen der Minikredite zählt die Laufzeit, die innerhalb des genannten Programms 48 Monate beträgt.

Der zu zahlende Zinssatz bewegt sich momentan (Stand April 2022) zwischen 6,9 und 7,9 Prozent.

Ebenfalls erwähnenswert ist, dass alle Kreditnehmer die Möglichkeit haben, eine tilgungsfreie Anfangszeit von sechs Monaten zu beantragen.

Im Zusammenhang mit Mikrokrediten fällt oft eine einmalige Abschlussgebühr an, die meistens bei rund 100 Euro liegt.

Worum handelt es sich beim Mikrokreditfonds Deutschland?

Durch den Mikrokreditfonds Deutschland werden auf Weisung der Bundesregierung hin die meisten Mikrokredite hierzulande über die entsprechenden Mikrofinanzinstitute organisiert. Konkret handelt es sich bei Mikrokreditfonds Deutschland um einen Garantiefonds, der seitens der Bundesregierung im Jahre 2010 ins Leben gerufen wurde.

Hinweis
Die wesentliche Aufgabe des Fonds besteht darin, die vergebenen Mikrokredite bis zu einer maximalen Höhe von jeweils von 25.000 Euro abzusichern. Dadurch haben die kreditgebenden Banken im Prinzip kein Ausfallrisiko und sind daher oft leichter zur Kreditvergabe bereit. Eine Bedingung besteht lediglich darin, dass die Mikrokredite an kleinere und mittlere Unternehmen fließen müssen, die von den „gewöhnlichen“ Banken keine ausreichenden Kreditsummen erhalten.

Mikrokredite auch noch von anderen Anbietern möglich

Mikrokredit-Programme werden in Deutschland nicht ausschließlich über den Mikrokreditfonds Deutschland mit den entsprechenden Mikrofinanzinstituten vergeben, sondern zusätzlich noch von einigen anderen Anbietern.

Dazu zählen insbesondere in manchen Bundesländern die jeweiligen Landesbanken, wie zum Beispiel die Investitionsbank Berlin. Weitere Spezialbanken der Länder, die ebenfalls im Bereich der Mikrokredit-Finanzierung aktiv sind, sind zum Beispiel:

  • Bremer Aufbaubank GmbH
  • Sächsische Aufbaubank
  • Gesellschaft für Struktur- und Arbeitsmarktentwicklung (Mecklenburg-Vorpommern)
  • NRW.Bank
  • Thüringer Aufbaubank
Wichtig zu betonen ist allerdings, dass es zum Teil große Unterschiede zwischen den einzelnen Programmen der anderen Anbieter gibt, was zum Beispiel die Voraussetzungen für den Erhalt der Mikrokredite angeht.

Darüber hinaus existieren ebenfalls oft größere Differenzen im Hinblick auf die maximale Darlehenshöhe, die Zinsen oder auch die entsprechenden Laufzeiten der Mikrokredite. Das liegt schlichtweg daran, dass jede Bank selbst individuell entscheidet, unter welchen Voraussetzungen sie dazu bereit ist, den Kreditnehmern durch die Mikrokredit-Programme Geld zu leihen.

Mikrokredite über Crowdfunding-Plattformen

Eine noch relativ neue Form, wie Mikrokredite in der Praxis auch an kleinere Unternehmen vergeben werden, ist das Crowdfunding. Über die entsprechende Plattform sind mittlerweile einige Landesförderbanken aktiv, sodass kleinere und mittlere Unternehmen die Möglichkeit haben, dort an einen Mikrokredit zu gelangen.

Zudem haben KMUs natürlich auf den Crowdfunding- und Crowdlending-Plattformen die Gelegenheit, sich unabhängig von Banken Geld zu leihen.

Was sind die Vorteile eines Mikrokredites?

Für kleinere und mittlere Unternehmen oder Firmen in der Gründung sind Mikrokredite ein durchaus attraktives Instrument zur Finanzierung. Der Grund sind in erster Linie mehrere Vorteile, von denen die Kreditnehmer in Form von Selbstständigen, Freiberuflern und KMUs profitieren können. Ein großer Vorteil besteht zum Beispiel darin, dass in der Regel keine bankübliche Besicherung stattfinden muss.

Das wiederum bedeutet, dass die meisten Mikrokredite faktisch als Blankodarlehen vergeben werden. Vor allem für junge und kleine Unternehmen ist das eine sehr positive Situation. Die Anfrage nach Bankkrediten scheitert nämlich sonst oft daran, dass (noch) keine Sicherheiten gestellt werden können.

Wichtig
Somit sind die Hürden für die Kreditvergabe bei Mikrokrediten im Allgemeinen wesentlich niedriger als bei gewöhnlichen Kreditinstituten, bei denen du ein Darlehen beantragen würdest.

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass es bei den Mikrokrediten häufig zu Beginn eine tilgungsfreie Zeit gibt, die für gewöhnlich zwischen sechs und zwölf Monaten betragen kann. Das verschafft dem Unternehmen gerade zu Beginn, zum Beispiel in der Gründungsphase, etwas Luft, weil lediglich die vereinbarten Zinsen zu zahlen sind.

Ebenfalls als Vorteil ist zu nennen, dass Mikrokredite relativ flexibel eingesetzt werden können, wenn es um die Gründungs- und Wachstumsfinanzierung geht. Mitunter kann sogar eine Kombination mit dem „GründungsBONUS“ vorgenommen werden.

Die Rückzahlung ist klar geregelt, sodass die Unternehmen bei Mikrokrediten eine hohe Kalkulationssicherheit haben. Zusammengefasst zeichnen sich Mikrokredite demzufolge durch die nachfolgenden Vorteile aus:

Mikrokredit Vorteile

  • In der Regel müssen keine Sicherheiten gestellt werden
  • Maximale Darlehenssumme bis zu 25.000 Euro
  • Flexibel einsetzbar im Rahmen der Gründungs- und Wachstumsfinanzierung
  • Tilgungsfreie Zeit zu Beginn von 6 bis 12 Monaten möglich

Gibt es Nachteile bei Mikrokrediten?

Prinzipiell gibt es kein Finanzprodukt, bei dem ausschließlich Vorteile bestehen. Deshalb können auch Mikrokredite einige Nachteile beinhalten, auf die wir ebenfalls kurz eingehen möchten.

Manche Unternehmen sehen es zum Beispiel als Nachteil an, dass die maximale Darlehenssumme für gewöhnlich bei 25.000 Euro liegt. Zwar steht insbesondere innovativen und wissensintensiven Unternehmen manchmal eine höhere Darlehenssumme von bis zu 50.000 Euro zur Verfügung, jedoch muss dann ein noch detaillierterer Nachweis erfolgen.

Den meisten KMUs reichen die maximal 25.000 Euro allerdings aus, sodass dieser Nachteil eher für eine kleinere Anzahl von Firmen relevant ist.

Ein zweiter Nachteil kann darin bestehen, dass der jeweilige Antragsprozess – je nach Mikrofinanzinstitut – manchmal etwas schleppend und komplex ist. Mitunter gibt es Unklarheiten, sodass es manchmal sinnvoll sein kann, sich zum Thema Mikrokredite von den entsprechenden Fachleuten vorab beraten zu lassen.

Meistens gibt es jedoch bei den entsprechenden Mikrofinanzinstituten oder Landesbanken ohnehin Ansprechpartner, die in der Hinsicht mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Fazit zu Mikrokrediten

Mikrokredite haben in der Vergangenheit schon vielen kleineren und mittleren Unternehmen dabei geholfen, die Gründung zu finanzieren oder die Position am Markt durch die Wachstumsfinanzierung auszubauen. Wenn du ein Unternehmen gründen oder ein Unternehmen kaufen möchtest, kann dies durchaus attraktiv sein.

Interessant sind solche Mikrokredite allerdings nahezu ausschließlich für Freiberufler, für Solo-Selbständige und kleine Unternehmen, da die maximale Kreditsumme für gewöhnlich auf 25.000 Euro begrenzt ist.

Kredit aufnehmende Unternehmen profitieren unter anderem von fairen Zinssätzen, einem oft tilgungsfreien Jahr sowie der Tatsache, dass keine bei den Banken sonst übliche Besicherung erfolgen muss.

Dies gibt insbesondere jungen Firmen und Unternehmen in der Gründung die Möglichkeit, ihren Fremdkapitalbedarf zu decken.

 

Photo by micheile dot com on Unsplash