Die zwölf größten Irrtümer im Franchising

Wenn das Gespräch im Freundeskreis auf Franchising kommt, prallen oft gegensätzliche Meinungen aufeinander. Hast du dich auch schon gefragt, warum diese konträren Standpunkte mit solcher Überzeugung vertreten werden? Als Franchise-Interessierter kann man durchaus ins Grübeln geraten, ob diese Form der Unternehmensgründung nicht doch ein Irrweg sein könnte. In diesem Artikel räume ich mit den gängigsten Vorurteilen auf, die auf Mythen oder Unkenntnis beruhen und für Verwirrung sorgen. Lass uns die größten Franchise-Irrtümer aufdecken und die Fakten auf den Tisch legen!
Fakten statt Franchise-Mythen

Kennst du die zwölf verbreitetsten Franchise-Irrtümer?

1.      Franchising ist das optimale Geschäftsmodell für jeden Gründer

Tatsächlich eignet sich diese Kooperationsform nur für Menschen, die bereit sind, sich auf ein standardisiertes Geschäftsmodell mit einem relativ starren Regelwerk einzulassen. Auch der offene Erfahrungsaustausch mit der Systemzentrale und anderen Franchisepartnern ist nicht jedermanns Sache. Ausgesprochen kreative oder freiheitsliebende Menschen finden in Franchisesystemen nur selten ihre berufliche Erfüllung. Außerdem sollten sie familiär „den Rücken frei haben“ und über ausreichend Kapital verfügen, um auch eine länger als erwartete Anlaufzeit finanziell überbrücken zu können.

2.      Systemzentralen sind ideale Schulen des Unternehmertums

Tatsächlich gibt es ein beträchtliches Kompetenzgefälle zwischen den verschiedenen Franchisesystemen. Nur ein Teil von ihnen wird diesem Anspruch gerecht. Mitunter fehlt es selbst in Systemzentralen an betriebswirtschaftlichem Know-how und Fachkenntnissen, da der Franchisegeber die Anstellung von Fachpersonal nicht für erforderlich erhält oder sich wirtschaftlich nicht leisten kann. Umso wichtiger ist es, im Zuge der Verhandlungen die Systemzentrale zu besichtigen und mit etwaigen Ansprechpartnern zu sprechen.

3.      Franchiseangebote sind konzeptionell ausgereift und im Markt erprobt

Tatsächlich befinden sich unter den Franchisegebern auch Anbieter, die aufgrund eigener Überschätzung mit einem unausgereiften Geschäftsmodell auf den Markt kommen. Andere Anbieter überstürzen im Bewusstsein den Markteintritt, dass es sich nur um einen kurzlebigen Markttrend handelt oder Wettbewerber vor dem Markteintritt stehen. Im Vergleich dazu sind die in Medien angeprangerten Abzocker, die es nur auf das Geld gutgläubiger Franchisenehmer abgesehen haben, eher Ausnahmen. Angesichts eines intensiven Wettbewerbs um interessierte Gründer verschwinden unseriöse Anbieter meist ebenso schnell wieder vom Markt wie sie gekommen sind.

4.      Franchisenehmer erwerben mit der Lizenz schlüsselfertige Betriebe

Tatsächlich werden Gründungswillige keinen funktionsfähigen Franchisebetrieb finden, in dem sich der Franchisepartner nur an den Schreibtisch setzen und loslegen kann. Bevor die Kasse klingelt, müssen auch Franchisepartner umfangreiche Vorbereitungen treffen sowie administrative oder wirtschaftliche Hürden überwinden. Der große Vorteil besteht im Franchising darin, dass den Franchisenehmern detaillierte Anleitungen zum Betriebsaufbau zur Verfügung gestellt werden. Sie werden bei Betriebseröffnung und im Tagesgeschäft professionell unterstützt.

5.      Franchiselizenzen garantieren den wirtschaftlichen Erfolg

Tatsächlich gibt es keine Erfolgsgarantie! Nur wenige Franchisegeber können von sich behaupten, dass sie sämtliche Franchisepartner zum wirtschaftlichen Erfolg geführt hätten. Angesichts der Heterogenität der Kandidaten können auch die besten Aufnahmetests nicht alle individuellen Risiken ausschließen. Zudem erweisen sich auch manche Geschäftsmodelle im Franchising als unpassend, instabil oder gar unseriös. Speziell jüngere Franchisesysteme sehen sich mitunter aus wirtschaftlichen Gründen veranlasst, Verträge mit unzureichend qualifizierten Franchisekandidaten abzuschließen. In diesen Fällen müssen meist beide Seiten teures Lehrgeld bezahlen.

6.      Franchisenehmer sind vielfach erfolgreicher als klassische Gründer

Tatsächlich sind angebliche Belege für die vielfach besseren Erfolgschancen von Franchiseunternehmen gegenüber klassische Unternehmensgründungen mit Skepsis zu betrachten. So wird die Gesamtheit der Gewerbeabmeldungen mit den von Franchisegebern mitgeteilten Betriebsschließungen verglichen, was in mehrfacher Hinsicht fragwürdig ist. So fließen in die amtlichen Statistiken all die angeblichen, halbherzigen und nebenberuflichen Gründungen hinein, während zum Beispiel Freiberufler kein Gewerbe anmelden müssen. Auf der anderen Seite dürfte das Interesse der Franchisegeber an einer offenen Kommunikation ihrer Fehlschläge eher gering ausgeprägt sein.

7.      Vermittler bieten den Interessenten uneigennützige Hilfe

Tatsächlich suchen Franchisemakler im Auftrag der Franchisegeber nach geeigneten Franchisenehmern.  Meist ist das Portfolio, das ihnen für die Vermittlung von Lizenzen zur Verfügung steht, recht überschaubar. Franchise Broker erhalten bei Abschluss eines Franchisevertrages von ihrem Kunden eine Erfolgsprovision, die aus einer fixen Pauschale oder einem Prozentsatz der vom Franchisenehmer zu leistenden Eintrittsgebühr besteht. Selbst wenn sie sich um die bestmögliche Passgenauigkeit (englisch „Matching“) zwischen Angeboten und Interessenten bemühen, spielen zwangsläufig eigene wirtschaftliche Erwägungen in die Vermittlungsbemühungen hinein.

8.      Franchiseverträge sind für die Kandidaten nicht verhandelbar

Tatsächlich gilt auch für Franchisevereinbarungen das Prinzip der Privatautonomie. Demnach kann jede Partei frei bestimmen, welchen Inhalt ein Vertrag haben soll und ob sie ihn wirklich abschließen will. Andererseits hat der Franchisegeber ein berechtigtes Interesse an einem möglichst einheitlichen Vertrag und weitgehender Gleichbehandlung aller Franchisepartner. Die Einschaltung eines spezialisierten Anwalts zur Prüfung des Franchisevertrages ist für (fälschlicherweise als Bewerber bezeichnete) Kandidaten keine Geldverschwendung, sondern unbedingt notwendig.

9.      Gesunder Menschenverstand der Interessenten reicht zur Angebotsprüfung aus

Tatsächlich ist selbst bei vorhandenen betriebswirtschaftlichen Kenntnissen der Vergleich unterschiedlicher Franchiseangebote eine Herausforderung. Dies liegt nicht nur an den komplexen Leistungspaketen zur Unterstützung des Betriebsaufbaus und des Alltagsgeschäfts. Ähnlich wichtig sind beispielsweise Netzwerk, Marktposition, Wettbewerbsvorteile, Schutzrechte, Handbücher, Erfolgsnachweise, Anlaufzeiten, Investition, Gebühren, Margen, Break Even Point, Standorte, Fluktuation, Mitwirkungsorgane, Tagungen, u.v.m.

10.  Franchisegründer werden von Geldinstituten problemlos finanziert

Tatsächlich verlangt die Beschaffung eines Franchisekredites ähnlichen Aufwand und bietet vergleichbare Erfolgschancen wie die Finanzierung einer klassischen Unternehmensgründung. Vorteilhaft kann es sich für Franchisenehmer hingegen auswirken, wenn eine Bank bereits andere Franchisenehmer finanziert hat und diese Bankkontakte vom Franchisegeber vermittelt werden. Außerdem sollte die Systemzentrale wichtige Kennziffern zum stets erforderlichen Businessplan beitragen können.

11.  Franchiseverbände vertreten gleichermaßen Geber und Nehmer

Tatsächlich übernehmen Franchiseverbände vorwiegend die Interessenvertretung der Franchisegeber. Die Verbandstätigkeit wird von Experten beziehungsweise  Dienstleistern inhaltlich und finanziell gefördert, die wiederum am Goodwill des Verbandes interessiert sind. Zentrale Verbandsaufgabe ist die Lobbyarbeit im politisch-gesellschaftlichen Umfeld, die natürlich auch den Franchisenehmern zugutekommen kann. Dabei bemühen sich die Franchiseverbände um die mediale Meinungshoheit, um die öffentliche Meinung im Sinne der Franchisegeber zu beeinflussen. Aufstellung und Vorgabe bestimmter Qualitätskriterien soll die Partnergewinnung der eigenen Mitglieder erleichtern.

12.  Statistiken beweisen die Überlegenheit des Franchisemodells

Tatsächlich beruhen die zitierten Erfolgsmeldungen auf Hochrechnungen, die im Laufe der Jahre zu deutlich abweichenden Ergebnissen gelangten. Da in Europa höchstens 20% der Franchisegeber in Verbänden organisiert sind, fehlt es an einer verlässlichen Datenbasis. Experten tappen selbst hinsichtlich der Gesamtzahl der in einem Land tätigen Franchisegeber und Franchisenehmer weitgehend im Dunkeln. Ähnlich fragwürdig sind vereinzelte Horrormeldungen in den Medien (z.B. Insolvenzschaden von mindestens 500 Millionen Euro im Jahr), die angeblich durch Einzelbeispiele oder Expertenaussagen belegt werden.

Fazit

Nachdem ich die gängigsten Franchise-Irrtümer entlarvt habe, liegt es nun an dir, die Fakten für dich sprechen zu lassen. Lass dich nicht von Mythen, Vorurteilen oder Missverständnissen leiten. Franchising ist keine Einbahnstraße und auch kein Irrweg, sondern kann – gut informiert und bewusst gewählt – ebenso spannende wie lukrative Chancen für deine unternehmerische Zukunft bereithalten.