042 – Rasantes Unternehmenswachstum mit Business Angels und Investoren (Storebox-Serie Teil 3)
Am Beispiel Storebox: Wie man Investoren findet, überzeugt und im Alltag mit ihnen zusammen arbeitet.

Früh war den Gründern des heutigen Storebox-Konzeptes klar, dass sie das angestrebte Wachstum nicht aus eigenen Mitteln würden stemmen können. Also begannen sie die Investorensuche, sobald sie die allerersten Kunden vorweisen konnten. Johannes Braith erzählt, wie er in Kontakt mit Investoren und Business Angels kam, wie die alltägliche Zusammenarbeit mit aussieht und worauf es ganz besonders ankommt.

Johannes Braith ist ein junger Franchise-Geber. Mit rund 30 ist sowohl er jung in Jahren, als auch sein Franchisesystem, das gerade erst zum Franchise-Newcomer des Jahres gekürt wurde.

In einer dreiteiligen Podcast-Serie mit ihm diskutieren wir folgende Themen:

  1. Jeder hat das Zeug zum Unternehmer (Mindset und eigene Unternehmer-Geschichte)
  2. Unternehmer auf Probe (Nebenberuflich Franchisenehmer)
  3. Rasantes Unternehmenswachstum mit Business Angels und Investoren (Mit Business Angels und Investoren umgehen)

Johannes Braith hat beim Aufbau des Storebox-Franchisekonzeptes viele tiefgehende Erfahrungen mit Investoren und Business Angels gemacht. Er hat für sein Franchisekonzept Storebox  sowohl Business Angels als auch institutionelle Investoren an Board geholt.

(Audio 18:17 Min)

Der Unterschied zwischen einem Investor und einem Business Angel

Storebox spricht beim Business Angel von „Smart Money“, während es bei einem Investor um den reinen „Cash“ geht. Letztere geben Geld und haben eine Rendite-Erwartung. Ein Business Angel geht darüber hinaus: Er hilft nicht nur mit seinem Netzwerk und seinem Geld, sondern auch mit seinem Know-How und seiner Erfahrung.

Ganz zu Anfang ging der Vorläufer von Storebox mit einer App online und gewann allererste Kunden. Als Digitalunternehmen war starkes und schnelles Wachstum notwendig, wozu das eigene Geld der Gründer aber nicht ausreichte. Zudem waren alle drei Gründer „First-Founders“, also neu als Unternehmer unterwegs. Daher suchten sie nach einem Business Angel, der ihnen neben Geld auch Erfahrung und Know-How mitgeben konnte.

Investoren überzeugen: Reine Verkaufsarbeit

In Österreich wie auch in Deutschland gibt es diverse Vereinigungen als Anlaufstelle für Startups und Business Angels. Die Storebox-Gründer gingen zu einem Event, wo man sich als Startup bewerben konnte. Dort kamen sie weiter und durften vor internationalem Publikum in Tel Aviv „pitchen“. Das war ihr Erstkontakt mit Investoren, da sie persönlich und privat keine Kontakte in diese Richtung hatten.

Sie vereinbarten auf diesem Wege 15-20 Termine mit potentiellen Investoren. Für Johannes war es eine Situation, bei der man seine Komfortzone verlassen muss, um sein Produkt zu verkaufen.

„Es ist reine Verkaufsarbeit am Anfang!“

Als Business Angel gewannen sie den in Österreich bekannten Business Angel Hansi Hansmann. Er pflegt zu sagen, dass er nicht in Ideen investiere, sondern in Menschen. Personen die motiviert sind, werden so lange an ihrer Idee arbeiten bis sie eine funktionierende Lösung finden.

Investor-Pitch: Das Problem beschreiben und knackig die Lösung erzählen

Das Wichtigste ist, in kürzester Zeit die Idee zu beschreiben. Zum Beispiel in einem Satz: „Dein Lager nebenan“. Man erhält einen Zeitslot. Je deutlicher man in kurzer Zeit auf den Punkt kommt, desto besser.

Johannes versucht im Elevator Pitch immer zuerst ein Problem zu adressieren, um darauf aufbauend Storytelling zu betreiben. In seinem Fall: „Wer kennt das Problem, dass zu wenig Platz in der Wohnung ist?“.

Wenn die Zuhörer das Problem verstehen und sich sogar als potentielle Kunden angesprochen fühlen, werden sie das Konzept besser verstehen.

Investor-Pitch: Die Bierfrage – passt der Mensch?

Aus Johannes Sicht kommt es in erster Linie darauf an, sich als Gründer nicht zu verstellen. Es geht darum, natürlich zu bleiben. Denn spätestens wenn der Investor eingestiegen ist, wird man mit ihm viel Zeit verbringen.

„Spätestens dann kommt die Wahrheit ans Licht.“

So ist es im Vorfeld extrem wichtig, dass man sich menschlich gut versteht und die Chemie zwischen Gründerteam und Investor passt. Johannes stellt sich dort – wie auch im Recruiting von Mitarbeitern oder Franchisenehmern – die Bierfrage:

„Würde ich mit dieser Person auf ein After-Work-Bier gehen?

Der Vertragsabschluss mit Investoren

Im Vertrag ist ganz wichtig zu klären, was man als Unternehmer noch selbst bestimmen darf und wo es Zustimmungsrechte geben muss, bei denen der Investor auch ein Vetorecht haben kann. Dies ist auszuhandeln und man sollte hier am Anfang mit offenen Karten spielen.

Ein Veto-Recht für Business Angels kann tatsächlich hilfreich sein. Schließlich haben sie schon mehrere Unternehmen aufgebaut und da kann es nicht schlecht sein, auch mal auf ihre Erfahrung zu hören. Spätestens bei Venture Capital oder sehr großen Investoren gibt es dann ohnehin eine Vielzahl an Regeln, die als Unternehmer einzuhalten sind.

Die Absicherung vor Vertragsabschluss mit Investoren kann auf zwei Ebenen stattfinden:

  • Erstens schaut sich Johannes das Portfolio des Investors an und kontaktiert die CEO’s der Portfolio-Unternehmen. So versucht er herauszufinden, wie die Zusammenarbeit mit dem Investor grundsätzlich läuft. Ebenso kann man auf LinkedIn schauen, ob es gemeinsame Freunde und Kontakte gibt und diese kontaktieren.
  • Zweitens sollte der erste Vertragsentwurf von einem selbst kommen. Dann hat man die Zügel in der Hand und diskutiert über die Inhalte, die man selbst vorgelegt hat. Am besten erstellt man diesen mit einem erfahrenen Startup- und Beteiligungsjuristen. Gleiches gilt für die vorherige Erstellung des Term-Sheets, in dem man sich sozusagen vorvertraglich einigt, worauf man sich im Vertrag noch einigen wird.

Das alltägliche Zusammenspiel mit einem Investor

Zu Beginn saßen Johannes und seine Co-Founder auf monatlicher Basis mit dem Investor zusammen. Mittlerweile ist es etwa einmal im Quartal.

Einmal im Monat gibt es ein Reporting für die Investoren, wo die Entwicklung des Unternehmens präsentiert werden (Zahlen, Daten, Fakten) und die jeweils aktuellen Schmerzpunkte im Unternehmen. Hier gezielt die Probleme zu adressieren ist für Johannes sinnvoll, denn ein Business Angel kommt nicht in ein Unternehmen hinein und kann fordern, was er will. Im Gegenteil, er muss auch Leistung liefern. Deshalb werden in den Reportings die Probleme und die bisherigen Lösungsansätze und – falls gewünscht – auch die Bitte um Hilfestellung in Form von Know-How durch den Business Angel festgehalten.

Je turbulenter eine Phase ist, desto mehr Abstimmung ist notwendig. Da kann es auch mal sein, dass man fast jeden Tag mit seinem Business Angel oder mehreren Business Angels telefoniert.

Wie funktioniert das Zusammenspiel bei mehreren Investoren?

Aktuell sind fünf Investoren bei Storebox im Boot. Entsprechend der investierten Beträge ist es so, dass eine Gewichtung der Investoren vorhanden ist. Es gibt Stimmrechte in Prozent. Aufgabe des CEO’s ist nach Ansicht von Johannes, das komplette Board zusammenzubringen und eine gemeinsame Meinung herbeizuführen. Am Ende müssen verschiedene Ansätze in einen Guss gebracht werden, um eine gemeinsam getragene Lösung zu schaffen.

Was würdest Du heute anders machen, Johannes?

Johannes und seine Storebox Co-Founder hatten in Sache Investoren viel Glück. So sagt er, er würde alles so noch einmal machen.

Shownotes

Storebox sucht Unternehmer: https://www.unternehmer-gesucht.com/franchise-unternehmen/storebox-m-17769/

Johannes Baith auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/johannesbraith/

Die beiden ersten Teile unserer Storebox-Serie:

  1. Jeder hat das Zeug zum Unternehmer (Mindset und eigene Unternehmer-Geschichte)
  2. Unternehmer auf Probe (Nebenberuflich Franchisenehmer)