034 – Krise? Insolvenz? Was soll schon passieren?

In der letzten Episode sprach ich mit Martin Spätling von mm! leckerbar über seine Maßnahmen, um möglichst okay durch die Krise zu kommen. Er hat zwei Standorte für gesundes Fastfood in Freiburg und natürlich während der Corona-Krise massive Umsatzeinbrüche zu verzeichnen. Doch wie schon während einer früheren Insolvenz spürt Martin Spätling keine Angst. Ich spreche mit ihm in diesem zweiten Teil unserer Aufnahme über Angst, Unternehmer-Mindset und seine Erfahrungen im Umgang mit Krisensituationen wie Privatinsolvenz - oder halt aktuell Corona. 

Woher nimmt Martin Spätling seine Angstfreiheit?

Martin vermutet, der Ursprung seiner emotionalen Stabilität liegt in seiner Ursprungsfamilie und seiner Erziehung. Denn er hat sich in den späteren Krisen nicht gedacht „Jetzt bin ich angstfrei!“, sondern er war es einfach. Gleichzeitig hatte er viel Glück bislang im Leben.

1997 bot Martin hochwertige Lederjacken an und wollte expandieren. Dies führte in die private Insolvenz mit 100.000 DM Schulden und ein Abgleiten in die Sozialhilfe. Er empfand die Situation hier in Deutschland nicht als lebensbedrohlich, denn es gibt immer ein Netz das dafür sorgt, dass man ein Dach über dem Kopf hat und nicht verhungert. Im Unterschied zu anderen Ländern. Somit muss man echte existenzielle Angst nicht haben.

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Angst verhindert das Aufspüren von Möglichkeiten

Möglichst wenig Angst oder Panik ist die Grundvoraussetzung, um in der neuen Situation frei denken und Möglichkeiten identifizieren zu können. Wie können wir jetzt weitermachen? Wer angst-besessen ist, ist bei dieser Frage blockiert.

Gleichzeitig war es für ihn wichtig, dass er sich nicht klein oder als Opfer fühlte. Er war jahrelang selbständig und hat in das deutsche Auffangnetz eingezahlt. Nun hat es ihn erwischt. Und er wusste, man macht immer Fehler. Diese gehören dazu.

„Wenn Du als kleines Kind Fahrrad fahren lernst, musst Du auf die Fresse fliegen, um die Balance zu finden. Das geht gar nicht fehlerfrei!“

Frei denken in der Privatinsolvenz

Der Ausblick wäre eigentlich gewesen, während der sieben Jahre in Privatinsolvenz den Gürtel enger zu schnallen, denn alles, was man über ein Freibetragsgrenze hinaus verdient, ginge an die Gläubiger. Doch im Gespräch mit der Bank konnte Martin aufzeigen, dass diese aufgrund von Freibeträgen sowie  Umschulungsplänen und beruflicher Neueinstieg regelkonform voraussichtlich erst im siebten Jahr hätte etwas von den Schulden zurückbekommen können. Und zwar – wenn alles gut für die Bank läuft – bekäme sie etwa 6500 DM. Wohlgemerkt  von 100.000 DM Schulden.

Vorab hatte er darauf geachtet, keine Vielzahl an Gläubigern zurückzulassen, sondern die Schulden auf einen Gläubiger – die Bank – zu begrenzen. Also bot er der Bank sofort 10.000 DM an, sie akzeptierte mangels Alternativen und damit waren seine Schulden weg. Für die Bank gab es ohnehin keine andere Chance, einen größeren Teil des Geldes wiederzusehen. Die 10.000 DM erhielt er „zufällig“ von seinem Vermieter für seinen Auszug, denn dieser wollte die Wohnung ohne Mieter verkaufen. Gibt es solche glücklichen Zufälle? Womöglich muss man überhaupt in der Lage sei, diese zu erkennen. Martin hatte den Kopf ausreichend frei, das Eine mit dem Anderen zu kombinieren.

Frei zu denken räumt Hürden aus dem Weg

Auf dem Weg zur Umschulung begegneten ihm weitere Hürden, denn weder Sozialamt noch Arbeitsamt fühlten sich für ihn zuständig. Er blieb positiv und kontaktierte politische Einflussträger von der CDU. Günstig für ihn war, dass es auf eine Wahl zuging. Er machte deutlich, er sei kein „Drückeberger in Sozialhilfe“, sonder er wolle da raus. Aber er käme nicht weiter. Und er wollte wissen, was die CDU davon hält und zu tun Gedenke, wenn jemand mit vollem Engagement aus der Sozialhilfe herauskommen möchte und ihm die Wege versperrt werden. Seine Gesprächspartnerin meldete sich zwei Tage später bei ihm und vermittelte ihm einen Termin mit dem Chef vom Arbeitsamt. Dieser fand eine Finanzierungsmöglichkeit für die nicht ganz günstige Umschulung über den europäischen Sozialfond.

Untätigkeit hilft nicht

Rückblickend betrachtet war es einfach wichtig, dass Martin in Aktion blieb. Es gilt auch in schwierigen Situationen Hebel in Bewegung zu setzen, ohne genau zu wissen, was herauskommt. Es war ein Probieren und natürlich war er sich nicht sicher, ob er damit Erfolg haben würde. Die zentrale Frage ist, „was kann ich konkret tun um der neuen Situation zu begegnen?“.

Im weiteren Verlauf war Martin in der Lage ein Jahr später eine Eigentumswohnung zu kaufen und ein paar Jahre später sich als Gastronom mit seiner Frau selbständig zu machen. Heute ist er auf dem Weg zum Franchisegeber und sucht passende Franchisenehmer für die weitere Expansion seines Konzeptes im Franchising.

Die entscheidende Frage für Unternehmer

Die entscheidende Frage für möglicherweise angehende Unternehmer ist, ob man der Typ dafür ist. Ist man in der Lage, auch in schwierigen Situationen wie Insolvenz oder existenzielle Bedrohung durch Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie noch frei zu denken? Oder wird man schnell panisch und blockiert? Gleichzeitig ist Martin der Ansicht, dass Leute die über eine Selbständigkeit nachdenken, bereits auf dem richtigen Weg sind. Wer Angst hat, der kommt noch nicht einmal auf diese Idee bzw. verwirft sie zu einem sehr frühen Zeitpunkt.

Shownotes

Teil 1 des Gespräches mit Martin Spätling, „Angstfrei durch die Krise“:  https://www.unternehmer-gesucht.com/ratgeber/033-angstfrei-durch-die-krise-gastronom-martin-spaetling-von-mm-leckerbar/

Martin Spätling bei LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/martin-sp%C3%A4tling-59b95417b/

mm! leckerbar bei Unternehmer gesucht: Ein Standort in Freiburg zur Übernahme: https://www.unternehmer-gesucht.com/franchise-unternehmen/mm-leckerbar-m-19435

Das Franchise-Konzept mm! leckerbar: https://www.franchiseportal.de/franchise-unternehmen/mm-leckerbar-m-19435