015 – Tamara Lütje, eine Frau die “einfach macht” und Kaltaquise liebt | FEX-Staffel
Wie Tamara Lütje Unternehmerin in einer absoluten Männerdomäne wurde
(Audio 14:24 Min)
Vom ausgestorbenen Beruf in die Selbständigkeit
Vor ihrem Einstieg ins Unternehmertum war Tamara Lütje freiberufliche Vertragspartnerin bei Galeria Kaufhof. Dort bewegte sie sich in einer Grauzone am Rande der Scheinselbständigkeit.
20 Jahre lang war sie als “Propagandistin” tätig. Das sind die Personen bei Kaufhof (gewesen), die mit Mikrofon die Schnäppchen im Kaufhaus anpriesen. Doch dieser Beruf stirbt aktuell aus, bzw. ist aus ihrer Sicht bereits ausgestorben. Die Kaufhäuser haben sich weiterentwickelt und noch dazu spüren sie die Konkurrenz durch das Internet.
Es kam wie es kommen musste: Tamara musste nach 20 Jahren mit ihrer Tätigkeit aufhören, weil es sich nicht mehr rentierte. Sie konnte davon nicht mehr ihren Lebensunterhalt bestreiten. In dieser Zeit hatte sie das “Pech”, dass ihre Großmutter verstarb und damit verbunden das “Glück”, dass sie und ihr Bruder erbten. Das ermöglichte es ihr, sich neu zu orientieren.
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Die Suche nach der passenden Geschäftsidee
Für Tamara war klar, dass sie nicht angestellt arbeiten wollte. Sie suchte nach einer Möglichkeit der Selbständigkeit und zwar außerhalb einer drohenden Scheinselbständigkeit. Mit dem Wunsch ging sie ins Internet und traf auf die Option einer Franchise-Partnerschaft. Das sagte ihr zu, weil es eine Selbständigkeit ist, ohne auf sich allein gestellt zu sein.
Also suchte sie nach einem passenden Konzept und beschäftigte sich mit verschiedenen Franchise-Optionen, wie beispielsweise Coffee Bike oder ein Konzept mit Teigwaren
Ihr Bruder ist demgegenüber jemand, der beruflich “sehr logistisch angehaucht ist”. Er kam mit allen Paketdiensten in der Vergangenheit beruflich in Berührung und er entdeckte Mail Boxes Etc (Marktführer im Bereich Logistik, Verpackung, Druck…) im Internet und nahm Kontakt zur Franchisezentrale auf. Heute führen sie gemeinsam als Geschwisterteam ihren Franchise-Standort.
Ein Geschwisterpaar als Unternehmer-Team
Als Center-Manager ist ihr Bruder für das operative Geschäft zuständig und Tamara macht die Kundenakquise. Letzteres ist etwas, das ihr liegt, allein schon aufgrund ihrer beruflichen Vorerfahrung:
“Ja, ich bin sehr quasselig, aber das öffnet mir die Türen. Und mein Liebling ist die Kaltakquise, die fast keiner mag.”
Am Anfang sind sie beide gemeinsam gestartet und hatten noch keine klare Aufgabenteilung. Sie mussten erst lernen und bemerkten schnell wo jeder seine Talente hat. Nach fünf bis sechs Monaten wurden die Aufgaben zwischen den Geschwistern entsprechend aufgeteilt.
Als eigenständige Unternehmer völlig frei entscheiden
Am meisten Freude macht ihr, dass sie frei entscheiden kann, was sie macht und wo sie hingeht. Sie spürt die volle freie Entscheidung. Ohne jemandem auf höherer Ebene, dem sie Rechenschaft ablegen muss.
“Wir haben zwar gewissen Vorgaben, aber wir sind alles eigenständige Unternehmer. Also, wir bekommen zwei Wirtschaftszweige, die wie ich finde, für die Zukunft sehr lukrativ sind. Wie sich jedes Center entwickelt stellt sich heraus, je nach Bedarf oder Örtlichkeit. Ich habe Kunden, die auch Franchisees sind und immer bevor sie etwas entscheiden mit der Zentrale Rücksprache halten müssen. Und das ist bei uns nicht so.”
Wenn es Probleme gibt, kann sie eine Mail an die Zentrale schreiben oder dort anrufen und wird von dort gut unterstützt.
Das erste Fazit nach fast zwei Jahren Selbständigkeit
Heute ist alles gut. Das erste halbe Jahr ist zugegebenermaßen ein Kampf. Tamara musste sich erst einmal hineinfinden und schauen, was eigentlich genau passiert. Anschließend erkundete sie die Umgebung und kontaktierte Geschäftsleute aus der Umgebung. Sie rief dort an, ging vorbei und stellte sich vor. Denn sie kommt ursprünglich aus Hamburg und dort ist es Gang und Gäbe, dass man sich vorstellt, wenn man in die bestehende Geschäftswelt kommt.
Für Manche, an ihrem Standort in Hessen, war es recht ungewöhnlich und einige reagierten eher zurückhaltend und reserviert. Doch nachdem sie ihnen erklärte, dass sie es so aus Hamburg als Zeichen der Höflichkeit kenne, wurden ihr alle Türen geöffnet. Die Unternehmen hatten plötzlich Zeit für einen Kaffee mit ihr und zeigten ihr ihren Betrieb. Vielleicht auch, weil sie eine Frau ist, gibt sie zu bedenken.
Die besondere Herausforderung im ersten halben Jahr
Man ist neu und man wird beäugt. Heute nicht mehr, doch zu Beginn fühlte es sich für sie wie ein Handicap an, eine Frau in der Logistik zu sein, einer absoluten Männerdomaine. Zudem wollte sie Umsatz machen und tat sich schwer mit der notwendigen Geduld.
Nach über 1,5 Jahren kann sie heute sagen, es zahlt sich aus, Geduld zu haben. Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Die Kunden mussten erst einmal Vertrauen gewinnen und sprangen nicht sofort auf den Zug auf. Sie überzeugte den Ersten, dann kam der Nächste und so baute sich schrittweise Vertrauen auf.
“Man muss halt durchhalten.”
Joggen zur Selbst-Motivation an schlechten Tagen
An Tagen, an denen es nicht läuft, motiviert sie sich in erster Linie durch ihre Grundeinstellung. Tamara ist eigentlich ein sonniges Gemüt und versucht alles mit Lachen wegzukriegen. Wenn sie sauer ist, zieht sie als Läuferin ihre Joggingschuhe an und läuft 10 Kilometer durch den Wald. Das ist für sie wunderbar, um den Kopf frei zu kriegen. Und dabei bekommt sie auch neue Ideen. Steht sie vor einem Problem, geht sie in den Wald laufen und denkt darüber nach.
Schneller mit der Akquise beginnen
Ja, auch nach knapp zwei Jahren Selbstständigkeit gibt es Dinge, die sie heute anders machen würde. Schon ganz zu Beginn würde sie nicht mehr so lange warten, um sich alles anzugucken. Sie würde schneller mit der Akquise beginnen. Nicht am Telefon, aber am liebsten vor Ort, wo sie ihren Gegenüber sehen kann und seine Körpersprache lesen kann.
Daher ruft sie auch nicht unbedingt an, um sich anzukündigen. Sie kommt “kalt”.
“Wenn ich vorne in den Haupteingang nicht reinkomme, dann laufe ich um das Gebäude rum und finde irgendwo den Lagereingang. […] Wenn ich vor ihnen stehe, können sie mir nicht ausweichen.”
“Frauen, macht mal mehr!”
Frauen, die über eine Selbständigkeit nachdenken, aber noch hadern rät sie: “Ja machen!” Sie ist sehr für Frauen die machen und rauft sie auf: “macht mal mehr!”. Ihr persönliches Motiv, neben der Ablehnung des typischen Frauenbildes “zu Hause”, ist, dass sie nicht finanziell abhängig sein möchte von einem Mann.
“Einfach gar nicht viel darüber nachdenken. Wenn das Grundgerüst sitzt, mir gefällt die Idee, ich trau mir zu, dass das passt, dann machen und ausprobieren!”
Shownotes
Das Franchisesystem Mail Boxes Etc.: https://www.unternehmer-gesucht.com/mail-boxes-etc/
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