006 – Nicht so viel zweifeln, machen: Frauen als Unternehmerinnen
Podcast-Interview mit Regina Gschladt
„Ich wollte mich schon immer selbstständig machen“
Regina wollte sich immer schon selbstständig machen. Den Wunsch hat sie bereits in ihrer Ausbildung gespürt, als sie merkte: Ich möchte weiter, ich will mehr als „nur“ die Assistentin der Geschäftsführung sein. Sie hat ursprünglich Kauffrau für Bürokommunikation gelernt. „Der klassische Sekretärinnen-Job“, wie sie es nennt. Ihr war aber klar, dass das nicht ihre Bestimmung oder Berufung ist.
Das Webseiten-Basteln hingegen hat ihr immer Spaß gemacht und tut es nach wie vor. Regina ist bei einer Online-Agentur gelandet, die eigentlich jemanden fürs Büro suchten. Dort hat sie auch erstmal im gewohnten Bereich (Rechnungen und Buchhaltung) angefangen, bevor sie sich immer mehr den Aufgaben gewidmet hat, die eben mit Webseiten, Newslettern und Social Media zu tun hatten. So hat sie sich nach und nach in die Thematik hineingearbeitet – und hat gemerkt:
„Ok, das ist tatsächlich das, was ich machen will, was mir Spaß macht, wo ich anderen etwas zeigen und mich ständig weiterentwickeln kann, weil die Technik ja nie still steht.“
Regina bezeichnet sich als Rebellin und Kämpferin, vielleicht habe sie es daher im Blut, sagt sie lächelnd. Ihre Eltern jedenfalls seien beide nicht selbstständig. Durchaus habe sie aber wohl die Technik-Affinität von beiden Seiten ihrer Elternteile geerbt.
„Und da gebe ich auch nicht einfach auf.“
Regina berichtet offen von ihrer ersten Selbstständigkeit: Die sei komplett ungeplant gewesen, erinnert sie sich. Aus der Arbeitslosigkeit heraus, war nicht ihre Leidenschaft und es lief dann auch überhaupt nicht. Falscher Ort, falsche Zeit, falsches Konzept, es hat einfach nicht zu ihr gepasst.
Beim zweiten Mal habe sie dann genau gewusst, dass es DAS jetzt ist, dass es das ist, was sie langfristig machen möchte. „Und da gebe ich auch nicht einfach auf!“ Natürlich gebe es immer Momente, wo man sich mal frage, war das jetzt die richtige Entscheidung sich selbstständig zu machen, aber sie habe sich durchgekämpft und sei jetzt sehr glücklich über zehn Jahre selbstständig zu sein.
„Empfehlungen sind das Allerbeste, was man bekommen kann!“
Als Hürde empfindet sie für alle Unternehmer den administrativen Bereich: Steuervoranmeldungen, sonstige Abgaben, immer wieder Akquise betreiben… Mittlerweile sei die Akquise jedoch für sie nicht mehr so ein Thema, da sie in der Regel gut vom Empfehlungsmarketing profitiert: „Empfehlungen sind das Allerbeste, was man bekommen kann!“ Und sie hat auch bei Facebook-Gruppen schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Sich selbst treu bleiben, Qualität liefern, hinter der man stehen kann, und sich um die Kunden kümmern – so lautet Reginas Geheimrezept für ihren Erfolg.
Shakespeare und Webseiten-Entwicklung – wie passt das denn zusammen?
Regina hat als großer Shakespeare-Fan ein Buch geschrieben bzw. schreibt noch daran, da sich ja die Technik ständig ändert – das wirkt erstmal wie ein starker Kontrast zu ihren digitalen Tätigkeiten. Was Shakespeare gemacht habe, lasse sich aber super auf Marketing und auch Online-Marketing übertragen.
Denn „die ganze Welt ist Bühne“, ob als Unternehmer oder als Privatperson. Marketing sei eine Inszenierung, eine Geschichte, die man erzählt. Man muss sein Publikum begeistern. Was ja ganz klar an Storytelling erinnert, das gerade in aller Munde ist. Passenderweise lautet der WordPress-Slogan „code is poetry“, wie Regina anmerkt.
Regina betreibt neben ihrem Unternehmen noch weitere Websites, die thematisch sehr weit auseinander gehen. Wie schafft sie das alles? Ja, das mit dem richtigen Organisieren sei so eine Sache, lacht Regina. Die meisten Websites, die sie betreibt, haben aber einfach ein spezielles Thema, die sie nicht miteinander vermischen möchte. Dieses Bloggen sei aber eher etwas, das sie für sich persönlich mache und weil es ihr Spaß mache. Es sind ihre „Muse-Kanäle“, die sie überhaupt nicht als Arbeit empfindet.
„Ich kann nicht mehr als Angestellte arbeiten“
Was zu der Frage führt, ob sie denn ihre Arbeit überhaupt als Arbeit empfindet. Grundsätzlich mache ihr ihre Arbeit viel Spaß, es ist das was sie antreibt. Sie könne selbst bestimmen, wie sie arbeitet und auch wann. Den größten Unterschied zum Angestelltendasein sieht sie darin, dass man dort immer dem Vorgesetzten Verantwortung zeichnen muss und nicht sich selbst. Sie könnte nicht mehr als Angestellte arbeiten, ist sie sich sicher. Sie sei durch und durch auf der selbstständigen Schiene besser unterwegs. Das habe auch viel damit zu tun, dass man sich eben so kreativ ausleben möchte, ohne Vorgaben bzw. von oben aufgedrückte Entscheidungen – der Druck von oben sei einfach weg.
Wichtig: Auf das Bauchgefühl hören
Sie berät ihre Kunden vorab sehr intensiv und wenn sie den Eindruck hat, dass es nicht passt, dann trennt sie sich auch rechtzeitig. Regina hat zu Beginn ihrer Selbstständigkeit genau diese Erfahrung gemacht – ein Kunde, mit dem sie einfach nicht auf einen grünen Nenner kam. Das ist etwas, das man lernen müsse: zu entscheiden, wann man sich trennen sollte, und wie man das dann auch im Guten tut. Oft merke man es schon im ersten Gespräch, ob es passt oder nicht. Das muss man sich auch erstmal leisten können? Regina meint, man muss sich andererseits auch den Stress leisten können, wenn es nicht klappt. Sie ermuntert junge UnternehmerInnen auch auf ihr Bauchgefühl zu hören. Das sei ganz wichtig – Bauchschmerzen bei jedem Kundentermin seien ein guter Indikator, dass etwas nicht richtig läuft.
Vereinsgründung Women in Tech
Regina hat kürzlich auch einen Verein mit-gegründet: Women in Tech. Sie sei nicht die Initiatorin des Vereins, er habe sich ursprünglich aus einer Facebook-Gruppe heraus entwickelt, die Lucia Hartig für Frauen in der Technik gegründet hatte – für Frauen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Es habe sich schnell gezeigt, dass sich die Frauen in anderen Gruppen etc. vorher nicht so gut aufgehoben und vertreten fühlten. Die Idee einen entsprechenden Verein zu gründen war geboren, was im August 2019 auch durchgeführt werden konnte. Jetzt ist Regina Teil des Vorstands und freut sich auf die neuen Aufgaben, die auf sie zu kommen.
Welche Visionen hat der Verein?
Es soll einerseits darum gehen junge Frauen für verschiedenste technische Berufe zu interessieren und die entsprechenden Studiengänge zu belegen. Da fehle es einfach an entsprechenden Vorbildern. Frauen, die das schon hinter sich haben und jetzt erfolgreich sind, so Regina. Wie genau sie dabei vorgehen wollen, wird gerade geplant. Bis Ende des Jahres soll eine Art Fahrplan für das kommende Jahr erarbeitet sein. Mitglied könne man bereits werden, wobei die Beträge erst im kommenden Jahr erhoben würden.
Was möchte Regina angehenden GründerInnen mitgeben? Es würde immer gesagt, man müsse das selbstständig sein im Blut haben, es gehöre aber einfach sehr viel Mut und Durchhaltevermögen dazu. Daher rät sie: Einfach machen und nicht so viel an sich und anderen zweifeln. Ausprobieren und sehen, was sich daraus entwickelt!
Shownotes
Regina Gschladt Websites:
https://www.resqonline.eu/
http://regina-gschladt.de/
Verein Women in Tech:
https://www.womenintechgermany.com/
- „Ich wollte mich schon immer selbstständig machen“
- „Und da gebe ich auch nicht einfach auf.“
- „Empfehlungen sind das Allerbeste, was man bekommen kann!“
- Shakespeare und Webseiten-Entwicklung – wie passt das denn zusammen?
- „Ich kann nicht mehr als Angestellte arbeiten“
- Wichtig: Auf das Bauchgefühl hören
- Vereinsgründung Women in Tech
- Welche Visionen hat der Verein?