021- Was macht einen erfolgreichen Gründer aus?
Ein Berater, der weit über 1000 Gründer begleitet hat, weiß es!
(Audio 16:16 Min)
Aus einem ambitionierten Hobby wurde bei Reinhard Wingral mit der Fotografie bald sein eigenes Franchise-System. Er startete damals also direkt auf Franchisegeber-Ebene. Seine Marke hat er später verkauft, heute hält er noch Beteiligungen an Franchisesystemen. In über 30 Jahren Unternehmensberatung in der Franchise-Wirtschaft hat er über 1300 Gründer, mit ganz unterschiedlichen Ausgangssituationen und Wünschen, in die Selbstständigkeit begleitet. Das sei bunt und mache ihm Spaß, etwas anderes könne er sich gar nicht vorstellen.
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Bei all den Gründergeschichten, die er begleitet hat, gebe es so viele positive Beispiele, die könne er gar nicht alle aufzählen, so Wingral. Er teilt aber eine Geschichte, die ihm in Erinnerung geblieben ist, mit den Unternehmer-gesucht Podcast-Hörern: Er hat damals für das Franchisesystem arko gearbeitet und war für die angehenden Franchisepartner zuständig. Eine Gründerin aus Schwerin hatte in der Innenstadt ein Geschäft übernommen. Als nur ein Jahr später ein Einkaufscenter am Stadtrand gebaut wird, kommt die Frage auf, ob sie dort ein weiteres Geschäfts eröffnen sollte.
Aber ein Jahr nach der Gründung gleich expandieren? Nach reiflicher Überlegung mit Reinhard Wingral haben sich letztlich dafür entscheiden. Als er zwei, drei Jahre später durch eine Hamburger Einkaufsstraße geht, hört er auf einmal seinen Namen. Es war das Ehepaar, die ihm berichteten es sei die beste Entscheidung ihres Lebens gewesen, sie hätten es nicht bereut. Die Zweifel waren damals groß wieder zur Bank zu gehen und sich noch weiter zu verschulden, aber es habe sich ausgezahlt.
Eine andere tolle Gründergeschichte, die Reinhard Wingral hier erzählt, spielte sich damals rund um das Franchisesystem BACK-FACTORY ab. Dort wurde ein Franchise-Kandidat abgelehnt, dessen größter Wunsch es jedoch war, genau mit diesem System in die Selbstständigkeit zu starten. Der angehende Gründer wollte das bestehende Geschäft in seiner Heimatstadt übernehmen. Wingral hat dann gemeinsam mit dem Gründer die Geschäftsleitung in einem Termin doch noch überzeugen können. Und heute? Heute hat der damals erstmal abgelehnte Partner tatsächlich acht Geschäfte und ist einer der erfolgreichsten Franchise-Nehmer bei BACK-FACTORY. Lachend sagt Reinhard Wingral, er dürfe aber keinen seiner Läden betreten – denn dann würde er nicht ohne Tüten voller Backwaren wieder gehen können.
Was macht einen erfolgreichen Gründer aus?
Es wäre unseriös, dass exakt festzulegen, meint Wingral. Aber es gibt durchaus starke Indizien, die er im Laufe der Jahre festgestellt hat:
- Es muss viel eigener Antrieb dahinter stecken
- Der Wille und Wunsch kann Berge versetzen
- Entscheidung sollte unabhängig von Konjunktur oder Zinsniveau getroffen werden
- Die Familie muss die Entscheidung für die Selbstständigkeit
Außerdem gibt er noch zwei Tipps mit auf den Weg: Franchise könne keine Wunder vollbringen. Die Anfangszeit jeder Selbstständigkeit sei tough und das sei auch bei einer Gründung mit einem Franchise-System so.
Praxis-Tipp: Banken sollten „handwerklich richtig“ angegangen werden
Die Banken spielen nach bestimmten Regeln, so Wingral, und wenn man die kennt, hat man gleich bessere Karten, ist er überzeugt. Wenn man die Verhaltensweisen kennt, kann man die Chancen deutlich erhöhen, dass es nicht nur eine Finanzierung gibt sondern auch, dass diese nachhaltig solide und tragfähig ist.
Unternehmensnachfolge im Franchising
Auch die Übernahme bestehender Betriebe durch neue Franchisepartner hat er schon begleitet. Er erinnert sich an seine erste Übernahme, die er begleitet hat. Das war leider tragisch, da jemand unerwartet verstarb. Der Betrieb lief gut und der Bruder erbte ihn. Der Betrieb wurde geschätzt und der Bruder ausbezahlt. Da nun der Unternehmenswert feststand, konnte man gut einen neuen Partner für den Standort finden und auch die Banken hatten gute, reale Werte, an denen sie sich orientieren konnten.
Reinhard Wingral hat damals für sich festgehalten, dass sich Franchisegeber mehr Gedanken machen sollten, wie mit diesen Fällen umzugehen ist und wie man Übernahmen vorbereiten kann. Aktuell werden es immer mehr Betriebsübernahmen, da die Gründer aus den 80er Jahren nun vermehrt in den Ruhestand gehen.
In der Übernahme eines bestehenden Betriebs sieht Wingral vor allem Vorteile; Tücken eher nicht, aber Besonderheiten: In der Regel ist mehr Geld im Spiel – ein großer Unterschied zu einer Gründung von null. Man sollte also mehr Eigenkapital einrechnen, wenn man an einer Unternehmensnachfolge interessiert ist. Aber dennoch seien größere Summen in der Regel gut finanzierbar, da ja die nötigen Zahlen vorliegen.
Noch mehr Tipps für angehende Gründer
Erstmal braucht es eine Portion Bauchgefühl: Will ich mich wirklich selbstständig machen? Man solle sich mit den Menschen unterhalten, die einem nahe stehen und deren Feedback auch ernst nehmen, sagt Reinhard Wingral. Dann solle man erstmal „weg von Zahlen und Verträgen“ intensiv in sich hineinhorchen. Wenn man dann sicher ist, dass die Selbstständigkeit der richtige Weg ist, solle man erstmal eine Agenda anlegen: Welche Infos brauche ich, wo bekomme ich sie her, sind die Infos neutral… Dann sind auch Finanzierung, Standortsuche und Verträge zu meistern, ist er sich sicher.
Shownotes:
Website von Reinhard Wingral: http://www.globalfranchise.de/
Infos über das Franchise-System arko: https://www.franchiseportal.de/franchise-unternehmen/arko-m-8478
Infos über das Franchise-System BACK-FACTORY: https://www.unternehmer-gesucht.com/franchise-unternehmen/back-factory-m-16413