016 – Der Weg zur Seifenkiste mit Straßenzulassung
Unternehmer Maik Wenckstern: “Ich lebe jeden Tag mein Hobby!”

Maik Wenckstern hat etwas Außergewöhnliches an sich. Schon optisch kann man vermuten, dass der 57-Jährige gerne “sein Ding” macht und auch unternehmerisch hat er keine Grenzen akzeptiert. Heute ist er Franchisegeber und hat eine eigene Automarke “Wenckstern” mit ins Leben gerufen. Auf der Straße zugelassen sind seine Hot Rods wie jede andere Automarke. Der Weg dorthin war beschwerlich. Seine Seifenkisten standen beim TÜV in Hannover direkt neben den Erlkönigen der “Großen”. Die Anforderungen an ihn waren dieselben wie für die bekannten großen Automobilbauer.
Maik Wenckstern

(Audio 20:47 Min)

“Klassisch betrachtet” sieht sich Maik Wenckstern nicht als vorbildhafter Unternehmer. Auch wenn es sich auch bei ihm um ein Wirtschaftsunternehmen handelt, agiert er nicht “stumpf nach Zahlen”. Aus seiner Sicht ist Maik eher hemdsärmlig unterwegs. Das sieht man deutlich an der Entstehungsgeschichte von Hot Rod Fun, wo vieles zufällig und aus dem Bauch heraus entstand.

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Der Werdegang von Maik Wenckstern

Schon als kleiner Junge bekam er über seine Eltern den Motorsport mit und wurde früh auf’s Motorrad gesetzt. Er verbrachte viel Zeit im Gelände auf Motorrädern und bastelte viel an solchen.Und doch ist Maik gelernter Florist. Also weit entfernt von Automobil oder Motorsport.

Zu seinem Bedauern musste Maik mit der Floristik aufhören, weil er eine Kontaktallergie bekam. Er studierte daraufhin Umwelttechnik. Fertig wurde er damit 1991, genau in der Zeit einer Rezession, so dass die Renaturierungsprogramme eingestellt wurden, auf die er sich hat ausbilden lassen.

Also brauchte er erneut etwas Neues. Über einen Freund erhielt er die Idee Versicherungen zu verkaufen. Das war kein Traumjob, doch bot es Sicherheit in einer Zeit, in der der familiäre Nachwuchs auf die Welt kam. Über ein Fernstudium bildete er sich in 18 Monaten darin aus und machte sich anschließend im Bereich Finanzdienstleistungen selbständig. Schnell kam es zur Konzentration auf Investments und später fokussierte er sich 20 Jahre lang auf Baufinanzierung.

Es begann mit einer Schnapsidee am Abend

Mit seinem Bruder hatte Maik mal “ein Bier zuviel” und sie kamen auf die Idee, etwas zu bauen, was es auf der Straße noch nicht gab. Beide hatten Erfahrungen im Customizing von Motorrädern.

So fingen sie an. Für sich und lediglich als Hobby gedacht. Nach den ersten Schritten kamen Freunde auf den Gedanken, wie toll es sei, ihre Seifenkisten mit Motor auf der Straße fahren zu dürfen.

Der beschwerliche Weg zur Straßenzulassung

So entschieden Maik und sein Bruder es einfach mal zu probieren, dafür eine Zulassung zu bekommen. Der TÜV holte sie immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und zeigte ihnen auf, was sie verändern mussten, um überhaupt eine Straßenzulassung zu bekommen.

Zwei Jahre lang kämpften sie mit dem TÜV direkt in Hannover und waren im direkten Austausch mit der Entwicklungsabteilung von TÜV Nord. Genau dort stehen auch die Erlkönige der großen Automarken und werden auf ihre Zulässigkeit geprüft. Das gleiche Programm mussten auch die Fahrzeuge von Maik Wenckstern durchfahren.

“Wir haben ein kleines niedliches Auto. Aber die Prüfkriterien sind genauso wie bei den Großen!”

Motiviert ohne unternehmerische Ambitionen

Unternehmerisch dachten die Brüder auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht über ihr Projekt nach. Sie hatten lediglich Freunde die sagten: “Wenn ihr so ein Fahrzeug auf die Straße kriegt, dann will ich auch eines.” Nur langsam begann es den Brüdern zu dämmern, dass für ihr Hobby ein Markt vorhanden sein könnte. So änderten sie ihre Zulassungsbestreben von einer Einzelzulassung auf Kleinstserien-Zulassung. Damit durften sie bis zu 500 Stück pro Jahr bauen.

Die ersten Fahrzeuge wurden schließlich für begeisterte Freunde gebaut. Ihnen folgten immer mehr, die so etwas noch nicht gesehen hatten und sich wünschten, ein solches Fahrzeug als Alleinstellung zu besitzen.

Die Gewinnmarge war niedrig und viele Freunde halfen als Lackierer oder Karosseriebauer mit.

Spielwiese für Franchisenehmer

Als Franchise-Geber sucht Maik heute Partner, die sich mit ihren Fahrzeugen in ihrer Region selbständig machen wollen und mit unter dem Dach von Hot Rod Fun diesen Fahrzeugen Touren und Events anbieten. Gleichzeitig können sie die Werbeflächen auf den Hot Rods vermarkten und für Kunden individuell konfigurierte Fahrzeuge konzipieren.

Auch hier kamen Maik und sein Bruder erst durch einen Freund auf den Trichter: Dieser hatte sich zwei Fahrzeuge gekauft und wurde immer wieder darauf angesprochen, ob man diese nicht mieten könne. Also schlug er ihnen vor eine Vermietung für solcjhe Fahrzeuge zu gründen.

Nach einem halben Jahr Widerstand war Maik schließlich bereit, es mit sieben Fahrzeugen einfach zu probieren. Und er stellte fest, dass sie permanent ausgebucht waren. So erkannten sie einen Markt in dem Bereich. Parallel zu diesem Hobby war er weiterhin im Bereich der Baufinanzierung tätig.

Im ersten Jahr stockte der Freund von sieben auf 12 Fahrzeuge auf und erweiterte schnell auf 20. Heute hat er 36 Hot Rods dort stehen und ist in der Saison komplett ausgebucht.

Andere Standorte starteten unter dem Dach eines Lizenzsystems. Erst seit 2018 sind sie als Franchisesystem aufgestellt.

Aus einem Hobby heraus zum Franchise-Unternehmen

Heute ist das Franchisesystem mit 12 Franchisepartnern unterwegs. In Städten ohne Partner suchen sie nach begeisterten Franchisenehmern. Diese erhalten Gebietsschutz für ihre Stadt und zusätzlich für eine bestimmte Zeit Expansionsschutz für Nachbar-Optionen, um dort weiter wachsen zu können. Zunächst wachsen Franchisenehmer an einer Station über die steigende Zahl an Fahrzeugen. Nach einiger Zeit suchen sie  sich einen weiteren Standort, um darüber weiteres unternehmerisches Wachstum zu erzielen.

Maiks Tipp für alle mit leidenschaftlichen Ideen

 “Auf jeden Fall, folgt eurem Bauch!”

Das ist der Rat von Maik Wenckstern an all diejenigen, die einer große Leidenschaft folgen und darin tolle Ideen haben. Allerdings, so schränkt er ein, ohne das Hirn komplett auszuschalten. Denn irgendwann muss es auch wirtschaftlich werden, wenn man es denn tatsächlich als Unternehmen betrachten möchte.

Maik selbst hat sich nicht an nackten Zahlen gehalten. Sein Bruder und er sagten sich: “Wir haben eine Idee. Wir fangen einfach an und wir gucken was daraus wird. Wenn man nicht muss”. Sie beide “mussten” nicht, denn sie hatten beide ein gut laufendes Business und waren somit nicht auf den wirtschaftlichen Erfolg ihres Hobbies angewiesen.

“Ich lebe jeden Tag mein Hobby!”

Das sollten die Leute einfach bedenken, sagt er. Das wo sie Spaß haben und wo sie wirklich dran glauben. Gleichzeitig darf man sich nicht abschrecken lassen. Hätten Maik und sein Bruder sich beim ersten Gespräch mit dem TÜV abschrecken lassen, dann würde es diese Fahrzeuge heute nicht geben.

Es klingt wie eine Spaßgeschichte

Hört man Maik Wenckstern dabei zu, wie sein Unternehmen aus einem Hobby entstand, dann klingt es wie eine Spaßgeschichte. Doch betrachtet man es genauer, war es eine Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen. Immer wieder mussten sie nach alternativen Lösungen suchen und wussten so manches Mal nicht sofort weiter. Doch sie hatten einen Traum und blieben dran.

“Das kriegt ihr nie hin!”

Alle Kumpels – alle gestandene Schrauber aus dem Customizing von Motorfahrzeugen – sagten ihnen “Das kriegt ihr nie hin!”. Sie hielten es für unmöglich, eine solche Seifenkiste mit Zulassung auf die Straße zu bringen. Maik und sein Bruder nahmen es als Ansporn, es ihnen jetzt erst recht zu zeigen.

Aufgeben oder Durchbeißen?

Maik hatte sich schon mehrere Existenzen aufgebaut. Immer wieder stand er vor der Frage, ob er aufgeben oder sich durchbeißen solle.

Am einfachsten war es im Übergang von Baufinanzierung zu dem Hot Rod-Business. Hier wurde der Faktor Zeit relevant, aber er musste sein Business nicht aus der Not heraus schließen. Er folgte seinem Bauch und entschied sich für das, was ihm noch mehr Spaß machte als Baufinanzierungen.

Als Floristiker musste er aufgeben, weil es gesundheitlich nicht mehr ging. Das war externer Druck, wo ein durchbeißen nicht möglich war.

Im Bereich der Umwelttechnik musste er im Grunde schon aufgeben, bevor er überhaupt angefangen hat. Er hatte einen Abschluss als Umwelttechniker mit dem Schwerpunkt Landschaftsökologie und hatte nicht die Möglichkeit, auch nur einen Tag darin zu arbeiten. Die Rezession machte seine Pläne zunichte. Hinzu kam großer persönlicher Druck durch die Geburt seines Sohnes. Er musste Geld verdienen. So kam er über einen Bekannten in den Bereich der Versicherung.

“Aufgeben gibt’s nicht!”

Sich selbst bezeichnet Maik als einen Beißer. Aufgeben gibt es nicht. So war es auch in der Zeit, als er sich mangels Geld und Aussichten welches im gelernten Sektor zu verdienen neu orientieren musste.

“Der Unternehmer selber gibt nicht auf! Egal was da kommt. Es gibt ganz ganz schwere Zeiten. Und dann ist es toll, wenn man einen Partner – entweder im privaten oder im geschäftlichen – an seiner Seite hat, mit dem man sich austauschen kann und der diesen Weg mit einem gemeinsam geht. […] Und ich hatte das Glück!”

Gegenseitig schlägt man sich Lösungen vor und pushed sich gegenseitig hoch und dann geht es unternehmerisch weiter.

Flexibilität als Qualität des Unternehmers

“Die treibende Kraft kam eigentlich eher von Außen. Viele Sachen wollte ich so eigentlich gar nicht. Die hatte ich überhaupt nicht in meiner Planung drin. Aber das ist auch ein Unternehmer. Ein Unternehmer muss relativ flexibel sein. Wenn die eine Sache nicht geht, dann musst du gucken, ob du ein, zwei, drei Alternativen hast. Und wenn du die hast, dann geht es weiter!”

Der entscheidende Vorteil für Franchise-Gründer

Als Franchise-Interessent kann man sich die Performance von Franchisesystemen anschauen. Man kann sich ansehen wie toll eine Sache läuft und in welchen Regionen. All das wussten Maik und sein Bruder in den Anfängen ihres Franchisesystems noch nicht. Das mussten sie erst lernen. Heute können sie die Zahlen der verschiedenen Standorte betrachten und herausfinden, worauf es ankommt.

Die Kunst ist es, die Fixkosten möglichst niedrig zu halten. In manchen Regionen kommt man günstig an eine Standortmiete ran. In Städten wie Hamburg oder München wird es dagegen hart, günstige Flächen zu erhalten. Dafür sind diese Städte aber auch voll mit Touristen und Firmen, die mit ihren Fahrzeugen Events abhalten.

Die Bedeutung einer Marke im Franchising

Marke ist wichtig. Ohne eine vernünftige Marke bekommt man kein Unternehmen zumindest weitreichend auf die Beine. Also muss eine Marke gebildet werden und diese kann man nur bilden, wenn alle Beteiligten dieser Marke folgen. Wer sich dagegen selber verwirklichen möchte, ist im Franchising fehl am Platz. Denn im Franchise sind viele Sachen vorgegeben. Z.B. was in einen neuen Standort reingehört. Gestaltungsspielraum gibt es dagegen in der Ausgestaltung des Standorts selbst. Es spielt für den Franchisegeber keine Rolle, ob es ein Laden, eine Halle oder eine alte Tankstelle ist. Auch im Customizing der Fahrzeuge bietet das Franchisesystem noch viel Spielraum.

Am Ende soll es eine Familie sein, die sich gegenseitig unterstützt. Fehlen an einem Standort Fahrzeuge für große Gruppen, hilft es, wenn man sich untereinander hilft und von einem anderen Standort Fahrzeuge leihen kann.

Shownotes