Krankenversicherung für Selbstständige: Privat oder gesetzlich?

In Deutschland besteht die Verpflichtung zur Krankenversicherung. Das gilt natürlich auch für Selbstständige. Die Wahl zwischen einer privaten Krankenversicherung oder einer freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung ist eine sehr wichtige Entscheidung.
Die richtige Krankenversicherung für Selbstständige

Für beide Systeme sprechen Vor- und Nachteile, hier gilt es herauszufinden, welche Option besser zu den persönlichen Lebensumständen passt. Wichtige Kriterien sind die Beitragsberechnung, Leistungsumfang und Wechselmöglichkeit: Ein Überblick!

Welche Vorteile und Nachteile bietet die Private Krankenversicherung (PKV) Selbstständigen?

Auf den ersten Blick scheinen die Angebote der Privaten Krankenversicherung (PKV) verlockend. Versicherer werben mit niedrigen Kosten und Leistungen von denen gesetzlich Krankenversicherte nur träumen können. Für junge, gesunde Selbstständige eine interessante Alternative zur gesetzlichen Krankenversicherung.

Abhängig vom Gesundheitszustand und der Wahl der Leistungen, sind große Ersparnisse möglich. Die Beitragsbemessung ist bei der privaten Krankenversicherung unabhängig von der Einkommenshöhe.

Familienmitglieder können zwar nicht kostenlos mitversichert werden, viele Versicherungen bieten einen speziellen Familientarif und die private Krankenversicherung kann sich dadurch für Familien trotzdem lohnen.

Wichtig
Für Selbstständige mit einer Vorerkrankung oder im Alter über 55 Jahren ist ein Wechsel in die private Krankenversicherung in der Regel nicht attraktiv. Nach eingehender Gesundheitsprüfung ist der Kostenvorteil hier meistens nicht gegeben. Dementsprechend steigt auch der Beitragssatz für Versicherte im Alter an.

Versicherte haben es hier selbst in der Hand, welche Leistungen sie bekommen und sind von möglichen Leistungskürzungen, wie in der gesetzlichen Krankenversicherung möglich, nicht betroffen. Allerdings geht die Rechnung über Behandlungskosten zunächst an den Versicherten und diese werden von der PKV erstattet. Das kann unter Umständen zu finanziellen Engpässen führen, in der Regel sind Zahlungsziele aber so ausgelegt, dass die Erstattung vor oder zeitgleich mit dem Zahlungsziel erfolgt.

Die Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung für Selbstständige im Überblick:

Vorteile
private Krankenversicherung
Nachteile
private Krankenversicherung
Individuelle Tarifauswahl Wegfall des Kostenvorteils bei einer bestehenden Vorerkrankung und bei Selbstständigen über 55 Jahre.
Großer Leistungsumfang und damit eine bessere medizinische Versorgung möglich. Steigende Beiträge im Alter. Dafür werden Altersrückstellungen aufgebaut, die der Versicherte in jüngeren Jahren im Rahmen des Beitrags zahlt. Beim Wechsel des Versicherers ist eine Mitnahme nur teilweise möglich.
Flexibilität bei Tarif- und Leistungsauswahl. Der Wechsel in einen anderen Tarif ist beim Versicherer jederzeit möglich. Für Kinder muss ein ermäßigter Versicherungsbeitrag geleistet werden, sie können nicht kostenlos mitversichert werden.
Beitragsberechnung unabhängig vom Einkommen. Eine Gesundheitsprüfung ist vor dem Wechsel in die PKV Voraussetzung, bei der Wahl eines anderen Versicherers, ist diese erneut erforderlich.
Viele Versicherer bieten eine teilweise Beitragsrückerstattung, wenn über einen bestimmten Zeitraum keine Leistungen in Anspruch genommen wurden. Rückkehr in die GKV nur unter Ausnahmebedingungen möglich.
Vertraglich zugesicherte Leistungen können nicht gekürzt werden. Die Behandlungskosten müssen zunächst vom Versicherer selbst gezahlt werden und werden dann von der PKV erstattet.

Die Kosten im Blick: Wie können Beiträge im Vorfeld berechnet werden?

Je nach gewünschter Leistung, Gesundheitszustand und Alter erstellen die vielen verschiedenen Anbieter unverbindliche Angebote. Übersichtsseiten im Netz können die Auswahl erleichtern. Die Seite krankenkassenzentrale.de bietet hier einen sehr guten Überblick und teilt auf ihrer Seite Testergebnisse verschiedener Magazine.

Bei der Auswahl ist wichtig, dass es sich immer nach dem persönlichen Bedarf richten sollte. Sowohl Verivox als auch PKV-Tarifvergleich bieten einen Tarifvergleich, bei dem individuelle Angaben abgefragt und darauf basierend ein unverbindliches Angebot erstellt wird. Dafür ist allerdings die Angabe von Kontaktdaten Voraussetzung.

Wann ist ein Wechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung möglich?

Wer in jungen Jahren von den niedrigen Kosten der privaten Krankenversicherung profitieren möchte und bei steigenden Beitragssätzen im Alter zurück in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln möchte, hat nur in Ausnahmefällen die Möglichkeit dazu. Ein Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung ist für Selbstständige nur möglich, wenn sie ein sozialversicherungspflichtiges Angestelltenverhältnis eingehen und das Einkommen unter der Versicherungspflichtgrenze liegt.

Selbstständige über 55 Jahren, die ihr Gewerbe aufgeben müssen, können ggf. in die Familienversicherung des Ehe- beziehungsweise eingetragenen Lebenspartners wechseln, sofern sie ihr Gewerbe bereits aufgegeben haben und nur ein geringes Gesamteinkommen haben.

Welche Vorteile und Nachteile bietet die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) Selbstständigen?

Die gesetzliche Krankenversicherung bietet unabhängig von Gesundheitszustand und Einkommen Versicherungsschutz und ist damit eine wichtige Säule der Sozialversicherungen. Diese Leistungen sind gesetzlich festgelegt und egal, ob diese auch in Anspruch genommen werden, ist der Prozentsatz für Beiträge bei jedem Versicherten gleich.

Die Höhe des Beitrages richtet sich nach dem Einkommen, hinzukommen Zusatzbeiträge abhängig von der Krankenkasse und Kosten für Zusatzleistungen, die privat getragen werden müssen. Die Familienversicherung der GKV bietet die Möglichkeit, Ehepartner und Kinder unter bestimmten Voraussetzungen kostenlos mitzuversichern.

Abrechnungen von Ärzten oder Krankenhäusern erfolgen direkt über die Krankenkassen, es ist keine Vorleistung notwendig. Dadurch fehlt es allerdings auch etwas an Transparenz über die abgerechneten Leistungen.

Die Vor- und Nachteile der freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung für Selbstständige im Überblick:

Vorteile
gesetzliche Krankenversicherung
Nachteile
gesetzliche Krankenversicherung
Die gesetzliche Krankenversicherung ist dazu verpflichtet unabhängig vom Gesundheitszustand und Einkommen Versicherungsschutz zu gewähren. Keine Kontrolle über den Leistungsumfang und die Kosten, da diese vom Gesetzgeber vorgegeben werden und für alle gleich sind.
Unter bestimmten Voraussetzungen können Ehepartner und Kinder bis zum vollendeten 25. Lebensjahr in der GKV über die Familienversicherung kostenfrei mitversichert werden. Die Leistungen sind gesetzlich definiert. Für alles, was darüber hinausgeht, ist eine Zuzahlung erforderlich.
Der Wechsel zwischen verschiedenen Krankenkassen ist problemlos möglich und eine Gesundheitsprüfung nicht erforderlich. Der Beitrag ist abhängig vom Einkommen.
Die Abrechnungen der Behandlungen erfolgen direkt mit den Krankenkassen. Keine Transparenz über abgerechnete Leistungen.
Freie Arztwahl nur bei Ärzten mit kassenärztlicher Zulassung.

Die Kosten im Blick: Wie können Beiträge im Vorfeld berechnet werden?

Die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung sind immer abhängig vom Einkommen. Das gilt auch bei Selbstständigen. Selbstständige und Freiberufler können zwischen dem allgemeinen Beitragssatz und dem ermäßigten Beitragssatz wählen.

Beim allgemeinen Beitragssatz ist die Zahlung von Krankengeld ab der siebten Woche enthalten, er liegt bei 14,6 Prozent der beitragspflichtigen Einnahmen plus Zusatzbeitrag abhängig von der Krankenkasse. Ohne Zahlung von Krankengeld reduziert sich der Beitragssatz auf 14,0 Prozent. Die Krankenkasse erstellt auf Basis eines Fragebogens ein individuelles Angebot.

Wann ist ein Wechsel in die private Krankenversicherung möglich?

Während der Wechsel in die private Krankenversicherung für Angestellte erst ab einer bestimmten Einkommenshöhe möglich ist, können Selbstständige jederzeit von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung wechseln. Voraussetzung ist dabei immer eine Gesundheitsprüfung der jeweiligen privaten Krankenversicherung, zu der ein Wechsel angestrebt wird.

Ausnahme: Die nebenberufliche Selbstständigkeit und die Krankenversicherung

Bei hauptberuflich Selbstständigen besteht kein Zweifel an ihrem Status als Selbstständiger und der damit verbundenen Wahlmöglichkeit zwischen freiwillig gesetzlicher Krankenversicherung und privater Krankenversicherung.

Bei nebenberuflicher Selbstständigkeit ist die Einstufung als Selbstständiger oder Angestellter abhängig vom Einkommen und Arbeitszeit.

Je nachdem, wo das höhere Einkommen erzielt wird oder an welcher Stelle mehr Arbeitszeit geleistet wird, ist dies ausschlaggebend für den Status. Wenn beispielsweise vier Tage pro Woche selbstständig gearbeitet wird und nur ein Tag pro Woche in einem Angestelltenverhältnis, ist der Status selbstständig, egal wie viel Gewinn mit der Selbstständigkeit erwirtschaftet wird.

Tipp
Welche Einordnung für jeden Einzelnen vorliegt, kann bei der jeweiligen Krankenkasse anhand eines Prüfbogens oder bei der gesetzlichen Rentenversicherung mit dem sogenannten Statusfeststellungsverfahren ermittelt werden.

Fazit

Auf den ersten Blick sprechen viele Vorteile, wie die Flexibilität der Beitrags- und Leistungswahl, für eine private Krankenversicherung. Ob es wirklich die geeignete Wahl ist, lässt sich nur mit einem Kosten- und Leistungsvergleich verschiedener privater Krankenversicherungen und einer Gegenüberstellung mit dem Angebot der gesetzlichen Krankenversicherung herausfinden.

Du solltest dabei stets im Hinterkopf behalten, dass die Möglichkeit einer Rückkehr von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung in der Regel nicht möglich ist. Nimm dir ausreichend Zeit die Vor- und Nachteile abzuwägen und Angebote zu vergleichen, damit du deine Entscheidung später nicht bereust. Es geht um deine Gesundheit.

 

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